Robert Klatt
Weltraummüll wird zu einem immer größeren Problem der Raumfahrt. Japanische Wissenschaftler entwickeln deshalb einen Satelliten aus Holz, der keine Rückstände hinterlassen soll.
Kyoto (Japan). In der bisherigen Geschichte der Raumfahrt hat die Menschheit mehr als 5.500 Raketen in den Weltraum geschossen. Ausgebrannte Raketenstufen, abgeschaltete Satelliten und anderer Weltraummüll werden für neue Missionen zu einer zunehmenden Gefahr, weil sie die Erde wie Geschosse umkreisen. Derzeit sind der Astronomie etwa 23.000 Teilchen Weltraumschrott, die bis zu mehreren Tonnen wiegen, bekannt.
Holger Krag, Leiter des Programms Weltraumsicherheit der ESA: „Es gibt rund 23.000 Objekte, von denen man weiß, wo sie sind. Das sind die Objekte mit einer Größe von zehn Zentimetern und mehr. Dazu gebe es aber noch viel mehr Kleinere. Wir rechnen mit fast einer Million ab einer Größe von einem Zentimeter.“
Bereits ein zehn Zentimeter großes Teil kann bei einer Kollision mit einem Satelliten oder der Internationalen Raumstation (ISS) zu einem katastrophalen Schaden führen.
Holger Krag: „Die Internationale Raumstation ISS muss ein paarmal im Jahr Ausweichmanöver machen. Ein Teil mit der Größe von einem Zentimeter und einer Geschwindigkeit von 40.000 Kilometern pro Stunde hat den gleichen Effekt wie eine in unmittelbarer Nähe explodierende Handgranate.“
Die ESA hat deshalb kürzlich mit dem Unternehmen ClearSpace-1 ein Projekt zur Beseitigung von Weltraummüll lanciert. In Anbetracht des Starlink-Projekts, für das zum Jahr 2027 12.000 Satelliten in den Erdorbit befördert werden sollen, sind die Erfolgsaussichten einer Befreiung des Weltraums von Trümmerteilen und anderem Müll aber eher gering.
Wissenschaftler der Universität von Kyoto und des Holzverarbeitungsunternehmen Sumitomo Forestry um den ehemaligen Astronauten und Ingenieur Takao Doi haben nun einen anderen Ansatz zur Vermeidung von Weltraummüll vorgestellt.
Gegenüber der BBC erklärte Doi, dass bis 2023 ein Satellit aus Holz entstehen soll. Im Gegensatz zu Satelliten aus Metall sollen die Satelliten aus Holz beim Widereintritt in die Erdatmosphäre praktisch rückstandslos verglühen und dabei keine gefährlichen Substanzen freisetzen. Sie verbleiben somit nicht als Müll im Weltraum und belasten trotzdem die Umwelt der Erde kaum.
Takao Doi: „Wir sind sehr besorgt über Fakt, das Satelliten beim Widereintritt in die Erdatmosphäre verglühen und dabei kleine Aluminiumpartikel freisetzen, die für Jahre dort verbleiben. Dies wird schlussendlich auch die Umwelt auf der Erde beeinflussen.“
Zur Realisierung des Projekts arbeiten die Wissenschaftler aktuell an Holzstoffen, die der starken Sonneneinstrahlung und den hohen Temperaturen trotzen. Welche Holzarten sie dafür nutzen, ist laut Doi noch ein Forschungsgeheimnis.