Robert Klatt
Die bisher detaillierteste Karte der Milchstraße zeigt 3,32 Milliarden Sterne. Sie besteht aus über 21.400 Einzelaufnahmen und mehr als zehn Terabyte an Daten.
Tucson (U.S.A.). Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat im Sommer 2022 die bisher umfangreichste Karte der Milchstraße veröffentlicht. Die Karte zeigt etwa 1,8 Milliarden Sterne und 156.000 kleinere Körper wie Exoplaneten, Monde und Asteroiden. Eine nun vom National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory (NSF's NOIRLab) veröffentlichte Karte der Galaxie übertrifft die Karte der ESA deutlich.
Die in hoher Auflösung öffentlich einsehbare Karte enthält etwa 3,32 Milliarden Himmelsobjekte. Sie zeigt die galaktische Scheibe aus der Perspektive der südlichen Hemisphäre und enthält etwa 6,5 Prozent des Nachthimmels.
Die dafür notwendigen Aufnahmen haben die Astronomen laut ihrer Publikation im The Astrophysical Journal über einen Zeitraum von zwei Jahren mit der Dark Energy Camera des NSF’s Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile erstellt. Insgesamt besteht die Karte aus 21.400 Einzelaufnahmen, die im optischen und nahinfraroten Spektrum entstanden sind und zusammen über 10 Terabyte groß sind.
Weil der aufgezeichnete Bereich der Milchstraße viel Staub enthält, der Sternenlicht absorbiert, konnten die Astronomen schwach leuchtende Objekte nur schwer identifizieren. Außerdem enthalten die Aufnahmen Licht von kosmischen Nebeln, das Helligkeitsmessungen einzelner Objekte erschwert. Hinzukommt, dass das Gebiet sehr viele Sterne enthält, die auf den unterschiedlichen Aufnahmen kaum auseinanderzuhalten sind. Die Sterne überschneiden sich auf den Bildern teilweise und es kann nur schwer bestimmt werden, was sich im Hinter- und Vordergrund befindet.
Trotz dieser Probleme konnten die Astronomen 3,32 Milliarden Sterne eindeutig erkennen und damit den umfangreichsten Himmelsatlas der Milchstraße erstellen. Wie Andrew Saydjari vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) erklärt, war dies möglich, weil die Wissenschaftler eine besonders sternenreiche Region der Galaxie kartiert haben.
Die Nahinfrarotkamera ermöglicht es ihnen dabei, durch einen Großteil des Staubs zu blicken. Hilfreich war zudem eine neue Datenverarbeitungsmethode, die es laut dem The Astrophysical Journal ermöglicht, zu prognostizieren, was sich hinter einem Stern befindet. Die Astronomen konnten somit berechne, wie dichte Sternehaufen und kosmische Nebel die Aufnahmen verändern und dadurch die Genauigkeit der Karte verbessern.
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4365/aca594
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4357/ac6875