D. Lenz
Die Landung des ESA-Lander Philae auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko kann zweifelsohne als Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte bezeichnet werden. Das kleine Labor in der Größe eines Kühlschranks beheimatet zehn unterschiedliche Forschungswerkzeuge, deren gesammelte Daten bereits ausgewertet werden. Schon jetzt ist klar, Komet 67P bietet einige Überraschungen.
(Frankreich). Pünktlich sendete die Raumsonde Rosetta das Landungsmodul Philae am 12. November in Richtung 67P/Churyumov-Gerasimenko. Die Landung erfolgte zunächst, wie berechnet. Allerdings folgte schnell die Bestätigung, dass die Verankerungsharpunen von Philae nicht zündeten. Direkt nach dem ersten Kontakt mit der Kometenoberfläche wurde das Laboratorium zurückgestoßen, landete ein zweites und ein drittes Mal. Jetzt steht Philae in Schräglage und erhält dadurch weniger Sonnenenergie zum Laden der Batterien, als es geplant war. Aufgrund dieser ungünstigen Voraussetzungen schaltete sich die Energieversorgung bereits am 15. November wieder ab. Die gute Nachricht: Zuvor konnte noch ein großes Paket der bisherigen gesammelten Forschungsdaten zu Rosetta und von dort zur Erde gesendet werden. Außerdem gelang es Philae sich neu auszurichten, um etwas mehr Sonne aufzunehmen. Es kann also damit gerechnet werden, dass der Landungsroboter zu einem späteren Zeitpunkt erwachen wird, um weitere Untersuchungen durchzuführen.
An Bord des Labors befinden sich zehn unterschiedliche Einheiten zur Erforschung des Kometen. Bereits zum aktuellen Zeitpunkt lassen sich aus den übermittelten Daten einige neue Erkenntnisse erfahren. Diese Instrumente stehen Philae zur Verfügung:
Das Bohrerinstrument SD2 konnte wie vorgesehen seine Arbeit aufnehmen. Anhand der übermittelten Daten wurden die notwenigen Schritte für die Erforschung der Oberflächenschichten eingehalten. Der Bohrer sollte etwa 20 Zentimeter in die Kometenoberfläche eindringen und Proben für genauere Analysen liefern. Ob SD2 dies tatsächlich gelungen ist, kann zu diesem Zeitpunkt, der Datenauswertung noch nicht bestätigt werden. Dennoch lässt sich schon jetzt erkennen, dass die Kometenoberfläche viel härter ist als bisher angenommen. “Unter eine Schicht aus Schnee und Staub ist die Beschaffenheit der darunter verborgenen Eisschicht erstaunlich fest“, so Klaus Seidensticker, Sprecher vom DLR-Institut für Planetenforschung.
Entsprechende Anhaltspunkte lieferte auch das Instrument MUPUS. Es untersuchte die Festigkeit der Kometenoberfläche. Das System SESAME (Surface Elecrical, Seismic and Acoustic Monitoring Experiments) zeichnete eine geringe Kometenaktivität unterhalb der Landestelle von Philae auf, außerdem eine bedeutende Menge an Wassereis in unmittelbarer Umgebung. Daraus resultiert die Annahme, dass Komet 67P Eisen und organische Moleküle beherbergt.
Auch wenn dem Lander aufgrund der nicht optimalen Landung vorzeitig der Strom ausging, kann besonders das Team ROLIS davon profitieren. Die im Landingsystem implementierte Kamera konnte mehr Aufnahmen machen als eigentlich geplant war. Ursprünglich sollte nur ein Landeplatz angesteuert werden. Durch den zweiten und dritten Kontakt entstanden auch weitere bildhafte Eindrücke von der Beschaffenheit von Churyumov-Gerasimenko. Zuletzt sammelte das Instrument Consert wichtige geografische Daten, die zur Vermessung des Kometen dienen.
Aktuell schläft Philae, die Energiereserven sind erschöpft. Und auch durch die Neuausrichtung des Labors kurz vor dem Systemende, reicht die aktuelle Energie durch die Sonneneinstrahlung nicht für eine Reaktivierung der Systeme aus. Dennoch gibt es keinen Grund das Projekt vorzeitig als beendet zu bezeichnen. Stephan Ulamec vom DLR zeigt sich zuversichtlich, dass Philae sich im Frühjahr 2015 wieder melden und neue Daten liefern wird. Zu diesem Zeitpunkt ist Churyumov-Gerasimenko schon viel näher an der Sonne. Die Systeme bekommen dann stärkere Strahlung ab. Der ungeplante schattige Landeplatz kann im Endeffekt sogar ein großes Plus bedeuten. Die Reise des Kometen geht in Richtung Sonne. Die Position der Landungseinheit ermöglicht eine bessere Systemstabilität. Philae kann jetzt nicht mehr so schnell überhitzen und verfügt daher über eine längere Lebensdauer.