Robert Klatt
Der Algorithmus THOR kann auf Satellitenaufnahmen potenziell gefährliche Asteroiden identifizieren. Bei einem Testlauf fand das System 104 Objekte.
Mill Valley (U.S.A.). Eine Kollision mit einem großen Asteroiden könnte große Teile der Erde zerstören. Um potenzielle Gefahren frühzeitig erkennen zu können, überwacht die NASA mit der Künstlichen Intelligenz (KI) Sentry-II bekannte Asteroiden mit hoher Genauigkeit. Mehrere Staaten entwickeln zudem Möglichkeiten zur Abwehr von Asteroidkollisionen, darunter das Sprengen mit einer Atombombe, das Pulverisieren durch mehrere Sprengsätze und das Ändern der Flugbahn durch Raketen.
Um gefährliche Asteroiden überwachen und Gegenmaßnahmen einleiten zu können, ist es essenziell, die Objekte möglichst früh zu entdecken. Wissenschaftler des Asteroid Institute haben deshalb eine KI entwickelt, die mit dem Algorithmus THOR selbstständig Asteroiden erkennen kann. THOR vergleicht dazu Lichtpunkte auf Bildern des Nachthimmels, um die Bewegungen von Asteroiden im Sonnensystem zu erkennen.
Die Analyse von Teleskopaufnahmen ist anspruchsvoll, weil diese oft Zehntausende Lichtpunkte enthalten. Astronomen können zudem oft nicht erkennen, ob es sich bei einem Lichtpunkt auf verschiedenen Fotos um denselben Asteroiden handelt, der zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommenen wurde.
THOR hingegen kann die Verbindung zwischen den Teleskopaufnahmen herstellen. Der Algorithmus kann somit einen Asteroiden über mehrere Bilder hinweg beobachten. Wie Forschungsleiter Ed Lu gegenüber Wired erklärt, kann das System so auch in bewölkten Nächten die Flugbahnen von Asteroiden rekonstruieren und dabei bestimmen, ob sie auf die Erde zufliegen.
Laut dem Asteroid-Institute kann THOR auf nahezu alle Daten der NASA und ESA zugreifen. „THOR macht aus jedem astronomischen Datensatz einen Datensatz, in dem man nach Asteroiden suchen kann. Das ist eines der interessantesten Dinge an dem Algorithmus“, so Joachim Moeyens.
Bei einem Testlauf analysierte THOR Milliarden von Satellitenaufnahmen, die Teleskopen des National Optical Astronomy Observatory (NOAO) zwischen 2012 und 2019 aufzeichneten. Dabei fand der Algorithmus 104 Asteroiden.