Robert Klatt
Heute ist das Wentian-Labormodul der chinesischen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) gestartet. Die rund 20 Tonnen schwere zweite Raketenstufe der Langer-Marsch-5B-Rakete wird unkontrolliert auf die Erde abstürzen.
Hainan (China). Am heutigen Sonntag um 8:22 mitteleuropäischer Zeit ist vom Wenchang-Weltraumbahnhof auf der südlichen chinesischen Insel Hainan das Wentian-Labormodul der chinesischen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) gestartet. Das etwa 20 Tonne schwere Modul wurde von einer Schwerlastrakete vom Typ Langer Marsch 5B in einen niedrigen Erdorbit zwischen 170 und 320 Kilometer Höhe befördert und dort abgetrennt. Anschließend nutzte das Modul seine eigenen Triebwerke, um seinen Orbit an den Orbit der Raumstation anzugleichen und das Dockingmanöver durchzuführen.
Bisher bestand die Raumstation, auf der kürzlich seine längste bemannte Mission im Weltraum durchführte, lediglich aus dem Zentralmodul Tianhe, das bereits 2021 gestartet wurde. Zur Fertigstellung fehlt nun noch das Mengtian-Labormodul, das im Oktober 2022 gestartet werden soll.
International wurde China für den Raketenstart kritisiert, weil die zweite Raketenstufe der Langer-Marsch-5B-Rakete unkontrolliert auf die Erde stürzen wird. Aufgrund des hohen Gewichts von etwa 20 Tonnen kann die Raketenstufe nicht vollständig in der Atmosphäre verglühen.
Am 9. Mai 2021 stürzte bereits die zwei Raketenstufe des Zentralmoduls Tianhe unkontrolliert über der arabischen Halbinsel ab. Weil die Raketenstufe in der Nähe der Malediven den Indischen Ozean traf, kam es zu keinen Schäden. Kürzlich zeigte eine Studie jedoch, dass das Risiko für Todesfälle durch unkontrollierte Raketenabstürze durchaus gegeben ist.
Auch der für den Oktober geplante Start des Mengtian-Labormoduls wird einen unkontrollierten Raketenabsturz verursachen. Zudem wird der für 2023 geplante Start von vom Weltraumteleskop Xuntain zu einem weiteren unkontrollierten Raketenabsturz führen. Das Weltraumteleskop in der Größe des Hubble-Weltraumteleskops wird auf dem Orbit der Raumstation ausgesetzt. Es kann somit an der Raumstation andocken. Wartungsarbeiten sind somit ohne Raketenstarts möglich.
Die geplante Nutzungsdauer der Raumstation Himmelspalast liegt bei zehn Jahren. Sie kann jedoch noch verlängert werden. In China gibt es derzeit Diskussionen über den Ausbau von Tiangong mit weiteren Modulen.