Robert Klatt
Eine Simulation von 100.000 Planeten zeigt, dass der Zufall bei der Entstehung von Leben auf der Erde eine entscheidende Rolle gespielt hat. Außerirdisches Leben zu finden, ist laut der Simulation sehr unwahrscheinlich, weil auf nur wenigen Planeten lange genug habitable Bedingungen existieren, die die Entstehung von Leben ermöglichen.
Southampton (England). Der Erdsystemwissenschaftler Toby Tyrrell von der Universität Southampton hat untersucht, ob einzelne Planeten, darunter möglicherweise auch die Erde, quasi permanent habitabel bleiben und andere Planeten nie Leben ermöglichen, oder ob sich die Lebensbedingungen eines Planeten während seines Bestehens stark verändern.
Dazu simulierte der Forscher laut seiner Publikation im Fachmagazin Communications Earth & Environment mit dem Supercomputer der Universität 100.000 verschiedene Planeten, um zu analysieren, wie oft für drei Milliarden Jahre bei jeweils 100 Durchläufen habitable Bedingungen entstehen.
Lediglich 8.700 (9 %) der 100.000 simulierten Planeten waren während der hundert Durchläufe für mindestens einmal drei Milliarden Jahre habitabel. 8.000 dieser Planeten waren bei weniger als der Hälfte der 100 Durchläufe habitabel, 4.500 der Planeten sogar bei weniger als zehn der 100 Durchläufe.
Bei den während der Simulation zumindest bei einigen Durchläufen erfolgreichen Planeten existiert überdies lediglich eine Wahrscheinlichkeit dafür, dass Leben entsteht aber keine Sicherheit dafür, dass diese permanent lebenswerte Verhältnisse behalten.
Laut Tyrrell zeigen die Ergebnisse der Simulation somit, dass der Zufall für die Entstehung lebensfreundlicher Bedingungen für eine ausreichend lange Zeit, in der tatsächlich Leben entstehen kann, eine entscheidende Rolle spielt. Die Erde bildet demnach laut Tyrrell eine Ausnahme, die aufgrund eines glücklichen Zufalls die Entstehung von Leben und die Entwicklung des Menschen ermöglicht hat.
Es ist deshalb wie Tyrrell erklärt sehr wahrscheinlich, dass es Exoplaneten gab, die ähnlich gute Lebensbedingungen wie die Erde boten, dann aber zu heiß oder zu kalt wurden. Auch auf der Erde haben Ereignisse wie der „Schnell-Ball“ (Nature Communications) dazu geführt, dass nahezu das komplette Leben zeitweise ausgerottet wurde.
Die Existenz außerirdischen Lebens ist laut der Simulation von Tyrrell deshalb noch schwerer nachzuweisen, als ohnehin in der Wissenschaftler angenommen, weil nur eine verschwindend geringe Anzahl an Planeten lange genug habitable Bedingungen bieten, die eine Entstehung von Leben ermöglichen könnten. Kürzlich kamen Forscher mithilfe der aktualisierten Drake-Gleichung zum Ergebnis, dass in der Milchstraße 35 außerirdische Zivilisationen existieren. Eine konkrete Zahl nannte Tyrrell auf Basis seiner Simulation hingegen nicht.
Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-020-00057-8
Nature Communications, doi: doi: 10.1038/s41467-020-17115-6