Robert Klatt
Ein Medizinroboter soll 2024 auf der ISS chirurgische Experimente durchführen. In Zukunft könnten solche Roboter bei Langzeitmissionen im Weltraum Astronauten autonom operieren.
Lincoln (U.S.A.). Laut dem Unternehmen Virtual Incision soll der medizinische Roboter Mira (Miniaturized In vivo Robotic Assistant) im Jahr 2024 auf der Internationalen Raumstation (ISS) erprobt werden. Der von der NASA mit 100.000 US-Dollar geförderte fernsteuerbare Robotergreifer soll auf der Raumstation chirurgische Experimente durchführen. Derzeit wird Mira beim Start-up Virtual Incision noch für die Nutzung im Weltraum angepasst.
Auf der Erde können Mediziner den Roboter bereits nutzen. Der etwa 900 Gramm schwerere Robotergreifer aus einem langen Arm mit zwei Minigreifern kann über eine Konsole von Ärzten in Echtzeit kontrolliert werden.
Auf der ISS sind die Operationsbedingungen aufgrund der fehlenden Gravitation jedoch deutlich anders. Mira soll deshalb zunächst in einem Experimentierkasten chirurgische Testaufgaben erledigen. Dazu gehören etwa Schnitte in einem künstlichen menschlichen Gewebe und das Aufschieben von Metallringen auf einen Draht.
Die Operationen sollen autonom ablaufen. Ein Astronaut wird der Roboter also lediglich aktivieren und dieser führt die experimentellen Operationen dann selbstständig durch. Prinzipiell könnten auch Mediziner von der Erde der Roboter fernsteuern. Diese Option sieht die bisherige Planung jedoch nicht vor.
Laut Virtual Incision könnte die fehlende Schwerkraft dafür sorgen, dass es zu Spiel in den Gelenken des Roboters kommt. Dadurch würde die Präzision bei den Bewegungen sinken. Ob es tatsächlich zu Beeinträchtigungen kommt, müssen die Wissenschaftler aber erst erproben.
Das Ziel des Experiments ist es, herauszufinden, ob der Roboter in Zukunft autonom lebensrettende Operation durchführen könnte. Denkbar ist ein solcher Eingriff etwa bei Langzeitmissionen im Weltraum. Die beteiligten Wissenschaftler bezeichnen solche autonomen Operationen jedoch noch als Zukunftsmusik. Realistisch möglich sind solche Eingriffe laut ihnen erst in 50 bis 100 Jahren.