Robert Klatt
Raumsonden der NASA haben möglicherweise Leben auf dem Mars entdeckt, bei den Experimenten aber unabsichtlich getötet.
Berlin (Deutschland). Die zwei Raumsonden Viking 1 und Viking 2 der NASA landeten am 20. Juli und 3. September 1976 auf dem Mars. Sie enthielten unter anderem Instrumente zum Nachweis organischer Verbindungen, mit denen untersucht werden sollte, ob es auf dem Roten Planeten Leben gibt. Analysen der Proben fanden Spuren von chlorierten organischen Stoffen, die die damals verantwortlichen Wissenschaftler aber als Kontamination von der Erde interpretiert haben. Weitere Experimente der beiden Viking Raumsonden haben aber ebenfalls Indizien für mögliches Leben auf dem Mars entdeckt, während die Ergebnisse anderer Experimente negativ ausfielen.
Forscher vom Zentrum für Astronomie und Astrophysik der der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) haben nun in einem Artikel im Fachmagazin JSTOR Daily erklärt, dass die Ergebnisse in den 1970er-Jahren, aber auch noch heute sehr verwirrend wird. Die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse lassen sich laut ihnen möglicherweise dadurch erklären, dass die Bodenproben in vielen Experimenten vor der Analyse mit Wasser behandelt wurden. Laut Dirk Schulze-Makuch ist es möglich, dass die „großen“ Wassermengen eventuell vorhandene Marsmikroben getötet haben.
Während der Landungen der Viking-Sonden hatten Wissenschaftler nur begrenzte Kenntnisse über die Beschaffenheit des Mars. Angesichts der wasserreichen Natur der Erde war die Annahme verständlich, dass das Hinzufügen von Wasser möglicherweise Leben auf dem ausgetrockneten Roten Planeten offenbaren könnte.
Es gibt aber am äußersten Rand der Anpassungsfähigkeit Mikroorganismen, die in extremen Bedingungen leben können, etwa in Salzgestein. Diese Mikroben nutzen die Fähigkeit des Salzes, Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft zu absorbieren. Würden solche spezialisierten Mikroorganismen jedoch mit einem Übermaß an Wasser konfrontiert, könnte dies ihr Ende bedeuten. Und genau das könnte einst auf dem Mars passiert sein.
War also im Marsboden, den die Viking-Sonden untersuchten, wasseranziehendes Salz enthalten? Die Landeplätze der Sonden befanden sich im Äquatorbereich des Mars, wo die Böden eher salzarm sind. Stattdessen sind sie reich an Stoffen wie Wasserstoffperoxid und Perchloraten, die ebenfalls die Fähigkeit haben, Wasser aus der Luft zu ziehen.
Des Weiteren stellte Viking auf dem Mars Nebelbildung fest, was auf eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent schließen lässt. Unter diesen Bedingungen wäre es den Mikroben theoretisch möglich gewesen, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen, besonders in den Morgen- und Abendstunden.
Das zur Analyse eingesetzte Instrument, ein Gaschromatograf-Massenspektrometer, erhitzte die Bodenproben vor der Untersuchung. Falls hypothetische Marsmikroben Wasserstoffperoxid in ihren Zellen gehabt hätten, wäre dies tödlich für sie gewesen. Überdies hätte das Wasserstoffperoxid mit organischen Molekülen reagieren und in großem Umfang Kohlendioxid erzeugen können. Und genau ein solches Ergebnis lieferte das Messgerät.
Spätere Mars-Missionen mit den Rovern Curiosity und Perseverance haben tatsächlich den Nachweis für organische Verbindungen auf dem roten Planeten erbracht. Diese Verbindungen sind jedoch chloriert, und es bleibt unklar, ob sie biologischen Ursprungs sind oder aus nicht-lebenden chemischen Prozessen resultieren.
Für die weitere Erforschung der wasseranziehenden Salze im Marsboden empfiehlt Schulze-Makuch eine zusätzliche Mars-Mission. Besonders interessant könnten in diesem Zusammenhang Regionen wie das südliche Hochland sein, in denen Leben in den salzhaltigen Schichten nahe der Oberfläche potenziell überlebt haben könnte.