Unterschätztes Risiko

Menschenleben durch unkontrollierte Raketenabstürze in Gefahr

Robert Klatt

Rakete von SpaceX )moc.hsalpsnuXecapS(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In den kommenden Jahren steigt die Anzahl der Raketenstars deutlich
  • Das Risiko, dass ein unkontrollierter Raketenabsturz in den nächsten zehn Jahren einen Menschen tötet liegt zwischen sechs und zehn Prozent 
  • Internationale Vorschriften für die Entsorgung von Raketen und Raketenteilen könnten das Risiko verringern, würden die Kosten der Raketenstarts aber deutlich erhöhen

In den kommenden Jahren wird die Anzahl der Raketenstarts deutlich zunehmen. Nun wurde das Risiko für Menschenleben durch unkontrollierte Raketenabstürze bestimmt.

Endowment Lands (Kanada). In der Geschichte der Raumfahrt kam es bisher noch nicht zu schwerwiegenden Unfällen, Verletzungen oder Todesfällen durch unkontrollierte Raketenabstürze. In den kommenden Jahren wird die Anzahl der Raketenstarts jedoch deutlich zunehmen. SpaceX, das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk, vermeldete etwa kürzlich einen neuen Rekord, bei dem drei Raketenstarts an einem Wochenende erfolgt sind. In Zukunft sollen bis zu drei Raketen täglich starten.

Ob und wie stark eventuell auftretende unkontrollierte Raketenabstürze Menschenleben gefährden, haben nun Forscher der University of British Columbia (UBC) ermittelt. Laut ihrer im Fachmagazin Nature Astronomy publizierten Studie liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine abstürzende Weltraumrakete in den kommenden zehn Jahren einen Menschen tötet, zwischen sechs und zehn Prozent. Obwohl ein Großteil der Raumfahrtunternehmen und -organisationen aus dem Globalen Norden stammen, ist die Gefahr durch unkontrollierte Raketenabstürze im Globalen Süden am höchsten.

Daten zu unkontrollierten Raketenabstürze

Die Studie basiert auf Bahndaten von über 650 künstlichen Satelliten, die der Erde auf eine Mindestdistanz von 600 Kilometern nahekommen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um ausgebrannte Raketenstufen, die die Erde umkreisen, bevor sie wieder abstürzen. Zudem erstellten die Forscher eine Projektion von unkontrollierten Raketenabstürzen auf Basis der Raketenabstürze der letzten 30 Jahre. Wie sie erklären, dürfte das dabei ermittelte Risiko eher zu niedrig als zu hoch ausfallen, weil die Zahl der Raketenstarts in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Raketenabstürze auf bewohnte Gebiete

Obwohl das ermittelte Risiko für einen Todesfall durch einen Raketenabsturz mit sechs bis zehn Prozent relativ gering ist, zeigen Ereignisse der letzten Jahre, dass unkontrollierte Raketenabstürze eine reale Gefahr darstellen.

Im Jahr 2020 fielen etwa Überreste einer chinesischen Langer Marsch 5B Rakete auf ein Dorf in der Elfenbeinküste. Im Jahr 2021 kam es zu einem weiteren unkontrollierten Absturz einer chinesischen Rakete, der international für massive Kritik gesorgt hat, weil er bereits bei der Entwicklung der Rakete eingeplant wurde.

Entsorgung von Raketen und Raketenteilen

Als Reaktion auf die bisherigen Vorfälle und ihre Studienergebnisse fordern die Wissenschaftler, dass international geltende Vorschriften für die Entsorgung von Raketen und Raketenteilen geschaffen werden müssen. Diese würden die Raketenstarts zwar verteuern, dafür aber Menschenleben potenziell retten.

Nature Astronomy, doi: 10.1038/s41550-022-01718-8

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