Robert Klatt
Der 2021 in Südengland entdeckte Winchcombe-Meteorit hat außerirdisches Wasser und Aminosäuren, einen Grundbaustein des Lebens, aus dem Weltraum auf die Erde gebracht.
London (England). In der Nacht zum 1. März 2021 ist über der Stadt Winchcombe in Südwestengland ein Meteorit abgestürzt. Wie Ashley King vom Natural History Museum erklärt, ist der Winchcombe-Meteorit von hoher Bedeutung für die Wissenschaft, weil seine Fragmente schnell entdeckt werden konnte.
„Die Tatsache, dass er in einer sehr klaren Nacht und auf ein von vielen Kameras abgedecktes Gebiet gefallen ist, ermöglichte es uns, ihn schnell zu finden. Außerdem war es eine trockene Woche, weswegen er schnell weggepackt werden konnte, ohne zu stark von der Erdatmosphäre verändert worden zu sein.“
Eine nun im Fachmagazin Science Advances publizierte Analyse zeigt, dass der Winchcombe-Meteorit außerirdisches Wasser und organische Moleküle aus dem Weltraum auf die Erde brachte.
Bei Analysen früherer Meteoriten entdeckten Wissenschaftler ebenfalls organische Moleküle und Wasser. Es war in diesen Fällen jedoch nicht klar, ob diese tatsächlich aus dem Weltraum kamen oder ob die Meteoriten in der Erdatmosphäre oder auf der Erde kontaminiert wurden. Weil der Winchcombe-Meteorit nahezu unberührt war und kurz nach seinem Einschlag entdeckt wurde, sind die Wissenschaftler des Natural History Museum sich sicher, dass das Wasser und die organischen Moleküle nicht von der Erde stammen.
Weil der Meteorit vor seinem Absturz von mehreren Kameras beobachtet wurde, konnten die Forscher seine Flugbahn und Geschichte ermitteln. Der Winchcombe-Meteorit war demnach für Millionen Jahre ein Teil eines deutlich größeren Asteroiden, der sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter befand. Dieser wurde vor unter 300.000 Jahren bei einer Kollission zerstört, bei der der etwa 30 kg schwere Winchcombe-Meteorit entstand.
Durch die Kollission wurde der Winchcombe-Meteorit in eine erdnahe Umlaufbahn geschleudert. Anschließend kollidierte er für astronomische Verhältnisse ungewöhnlich schnell mit der Erde. Vor seinem Einschlag bewegte er sich mit 13,5 km/s durch die 13,5 km/s. Es handelt sich dabei um die geringste Geschwindigkeit, die für einen Meteoriten bisher ermittelt wurde.
Die Analyse der Isotopenstruktur des Wassers vom Winchcombe-Meteoriten zeigt, dass diese dem Wasser der Erde sehr ähnlich ist. Außerdem entdeckten die Forscher Aminosäuren, einen Grundbaustein des Lebens auf der Erde, aus dem die DNS besteht. Laut den Autoren untermauert der Meteorit somit eine Theorie, laut der kohlenstoffhaltige Asteroiden Aminosäuren auf die Erde brachten und damit essenziell für die Entstehung des Lebens waren.
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.abq3925