Robert Klatt
In Mexikos erster Mondmission sollen fünf kleine Roboter mit einem Katapult auf die Oberfläche des Erdtrabanten geschossen werden. Diese sollen das Mondregolith autonom untersuchen.
Mexiko Stadt (Mexiko). Der Start der ersten Mondmission des Landes Mexiko ist für den Juni 2022 geplant. Die von der Nationalen Autonomen Universität Mexikos (UNAM) ausgerichtete Colmena-Mission soll die Oberfläche des Erdtrabanten untersuchen. Verwendet werden sollen dazu fünf kleine Roboter aus mexikanischer Produktion mit einem Durchmesser von zwölf Zentimetern und einem Gewicht von 60 Gramm.
Wie Dr. Gustavo Medina Tanco, Leiter des Labors für Weltrauminstrumente (Linx) erklärt, ist das Ziel der Mission zu untersuchen, ob die kleinen Roboter den aggressiven Bedingungen des Weltraums widerstehen können. Außerdem soll untersucht werden, ob die Roboter selbstständig im Mondstaub navigieren können. Dies ist problematisch, weil die Roboter ihre Navigationsentscheidungen anhand ihrer eigenen Referenzsysteme treffen müssen. Ein Global Positioning System (GPS) wie auf der Erde gibt es bisher nicht. In den kommenden Jahren soll laut Plänen der NASA jedoch das LunaNet entstehen, um die Kommunikation und Navigation zukünftiger Missionen zu verbessern.
Die Roboter befinden sich bereits in einem Peregrine-Raumschiff des Unternehmens Astrobotic, das sie zum Mond befördern soll. Innerhalb des Raumschiffs werden die kleinen Roboter in einer Box aufbewahrt, in die ein Katapult integriert ist. Dieses Katapult dient dazu, die Roboter auf die Mondoberfläche zu bringen, wenn sich das Raumschiff dem Erdtrabanten angenähert hat.
Geplant ist die Landung zwischen 40 und 60 Tagen nach dem Start im Juni 2022. Die genaue Dauer ist abhängig von der Flugbahn des Raumschiffs. Die Mission auf dem Mond soll dann neun bis zehn Erdentage dauern.
Die autonom ablaufende Erkundungsmission der kleinen Roboter wird zusätzlich durch das Regolith des Mondes erschwert. Es handelt sich dabei um eine Materialschicht auf der Oberfläche mit vielen Kanten und Spitzen. Hinzukommen extreme feine Partikel, die in die Roboter eindringen und dort Schäden verursachen könnten. Wenn die Colmena-Mission zeigt, dass die winzigen Roboter ihre Aufgaben absolvieren können, möchte Mexiko Hunderte, Tausende oder Millionen dieser Bots auf den Mond bringen.
Entstanden ist die Idee für die Mission und die kleinen Roboter laut Medina nach einer Analyse „des Transformationsprozesses, der sich im Raumfahrtsektor vollzieht“. Der Begriff Raumfahrt 4.0 beschreibt einen Wandel, des es auch ärmeren und kleineren Ländern ermöglicht, Missionen im Weltraum durchzuführen. Vor wenigen Jahren waren dazu nur wenige Länder wie etwa China und die U.S.A. in der Lage.
Inzwischen haben auch viele andere Länder Raumfahrtprogramme. Im vergangenen Jahr wurde etwa die Lateinamerikanische und Karibische Weltraumagentur (ALCE) gegründet, an der auch Mexiko beteiligt ist. Die Colmena-Mission ist jedoch noch kein Teil von ALCE, sondern wird im Rahmen des Artemis-Programms von der NASA gefördert.