Robert Klatt
Das zehn Milliarden US-Dollar teure James-Webb-Weltraumteleskop wurde wenige Wochen nach seinem Start durch einen Mikrometeorit irreparabel beschädigt.
Washington, D.C. (U.S.A.). Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hat in der letzten Woche die ersten regulären Bilder zur Erde geschickt. Obwohl das rund zehn Milliarden US-Dollar teure Teleskop also erst seit Kurzem im Einsatz ist, wurde nun auf dem Preprint-Server arXiv ein Dokument veröffentlicht, laut dem die Kollission mit Mikrometeoriten einen irreparablen Schaden verursacht hat.
Laut einer Mitteilung der NASA von Anfang Juni 2022 haben die kleinen Meteoriten die Spiegel des JWST bereits im Mai getroffen. Das größte Objekt ist zwischen dem 23. Und 25. Mai 2022 mit dem Weltraumteleskop kollidiert und hat dabei ein Modul des Hauptspiegels beschädigt.
Zudem teilte die NASA im Juni 2022, dass das James-Webb-Weltraumteleskop trotz der Mikrometeoriteneinschläge die Missionsanforderungen der Mission übertrifft. Die verursachte Verzerrung konnte laut der US-Raumfahrtbehörde durch eine Nachjustierung des getroffenen Spiegelsegments ausgeglichen werden. Laut des nun publizierten Dokuments sind die Schäden jedoch größer, als die NASA angenommen hat. Die Schäden am Spiegelsegment C3 sind demnach irreparabel.
Bereits bei der Planung der Mission ist die NASA davon ausgegangen, dass das James-Webb-Weltraumteleskop im Weltraum von Mikrometeoriten getroffen wird. Die Stärke der Einschläge wurde aber stark unterschätzt. Besonders deutlich übertroffen hat die Erwartungen der sechste Einschlag, der 120-mal stärker war als angenommen.
„Der einzelne Mikrometeoriteneinschlag, der sich zwischen dem 22. und 24. Mai 2022 ereignete, übertraf die vor dem Start erwartete Schadenshöhe für einen einzelnen Mikrometeoriten, was weitere Untersuchungen und Modellierungen durch das JWST-Projekt auslöste“, schreiben die Verantwortlichen der NASA, der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und der Canadian Space Agency (CSA).
Zusätzlich zur Nachjustierung des Spiegelelements kann das Teleskop über Algorithmen die Fehler in den Aufnahmen herausrechnen. Durch die Mikrometeoritenkollision ist der Fehlerwert des gesamten Spiegels jedoch um etwa 9 Nanometer gestiegen. Via Twitter erklärte Mark McCaughrean, Esa-Astronom und Mitglied des JWST-Teams, dass die Auswirkungen des Schadens minimal sind und das Teleskop weiterhin in seinen Konstruktionsspezifikationen betrieben werden kann.
Ob der Einschlag des Mikrometeoriten im Segment C3 ein seltenes Ereignis war, oder ob das Teleskop womöglich anfälliger für Schäden ist als angenommen, ist noch unklar.
arXiv, doi: 10.48550/arXiv.2207.05632