Robert Klatt
Mikrosatelliten sollen mit Infrarottechnik die Temperatur der Erdoberfläche präzise erfassen. Die Daten könnten Landwirten dabei helfen, Felder gezielter zu bewässern und somit Wasser zu sparen.
Freiburg (Deutschland). Laut Daten der Umweltschutzorganisation WWF verbraucht die Landwirtschaft etwa 70 Prozent des global zugänglichen Süßwassers. Mehr als die Hälfte des Wassers (60 %) wird laut dem WWF jedoch durch undichte Bewässerungssysteme und ineffiziente Nutzung verschwendet. Zu ähnlichen Zahlen kam auch eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin sowie eine Erhebung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik (EMI) haben deshalb einen Mikrosatelliten entwickelt, der die Wassernutzung in der Landwirtschaft optimieren kann. Inzwischen ist aus dem Projekt die ConstellR GmbH entstanden.
Die Mikrosatelliten des Unternehmens sind nur so groß wie ein Schuhkarton. Sie können trotzdem präzise die Mikrosatelliten der Erdoberfläche erfassen und so Daten liefern, die nötig sind, um den Wasserbedarf der Landwirtschaft abzuschätzen. „Wenn es Pflanzen schlecht geht, werden sie bräunlich und welk. Dann ist es aber zu spät“ erklärt Technikchef Marius Bierdel.
Dank der kleinen Satelliten mit Infrarottechnik kann bereits zwei Wochen im Voraus sichtbar gemacht werden, wo Pflanzen gewässert werden müssen. Zudem verhindern die Daten, dass Felder gewässert werden, die dies eigentlich nicht bräuchten.
Als mögliche Kunden sieht ConstellR Unternehmen, die Agrardaten analysieren und an Landwirte weiterverkaufen. Überdies könnten große Agrar- und Lebensmittelkonzerne wie Bayer Crop Sciences, globale Agrarforschungsgruppen und politische Entscheidungsträger laut Bierdel Interesse an den Daten haben.
Inzwischen hat der Deutsche Bauernverband bereits Interesse an einer Kooperation bekundet. Eine Sprecherin teilte mit, dass sie hofft, dass die satellitenbasierten Messinstrumente es der Landwirtschaft ermöglichen Messinstrumente mit dem Wasser zu wirtschaften. Außerdem sieht der Deutsche Bauernverband weitere Nutzungsmöglichkeiten, darunter die gezieltere Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Die Kosten pro ConstellR-Satellit liegen bei 2,5 bis 3 Millionen Euro. Dies ist laut Bierdel „im Vergleich zu anderen Missionen verschwindend gering“. Im Anbetracht der Größe der landwirtschaftlich genutzten Flächen ist auch die stationäre Installation von Sensoren oder die Überwachung der Temperaturen mit Drohnen nicht günstiger.
Die ersten vier ConstellR-Satelliten sollten bis Ende 2024 im Weltraum sein. Um das Spiegelteleskop mit Thermalinfrarotkamera zu erproben, soll am 19. Februar 2022 ein Prototyp des Messinstruments zur Raumstation ISS geschickt werden. „Da werden wir beweisen, dass die Technologie funktioniert»“, so Bierdel.