Robert Klatt
Die Milchstraße hat laut neuen Messdaten eine deutlich andere Form, als die Astronomie jahrzehntelang angenommen hat.
Nanjing (China). Die Astronomie hat in den vergangenen Jahren entdeckt, dass die meisten Galaxien entweder eine elliptisch, ungleichmäßig oder spiralförmige Form haben. Spiralförmige Galaxien besitzen zudem oft zwei auffällige Arme, aus denen sich wiederum mehrere kleine Arme abspalten. Die Milchstraße ist ebenfalls spiralförmig, besitzt in ihrer traditionellen Darstellung aber vier Spiralarme. Im Universum wäre die Heimatgalaxie der Erde somit eine Ausnahme.
Wissenschaftler der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) haben im The Astrophysical Journal kürzlich eine Studie veröffentlicht, laut der die traditionelle Darstellung der Milchstraße falsch sein könnte. Laut ihrer Analyse besitzt die Milchstraße lediglich zwei statt vier Spiralarme.
Die Arbeitsgruppe analysierte Informationen aus modernsten kosmischen Geräten, die über die Fähigkeit verfügen, die Distanzen zu verschiedenen Sternen präziser zu bestimmen. Dies ermöglichte ihnen eine präzisere Untersuchung von nahezu 200 Himmelskörpern und die Anfertigung einer aktualisierten Darstellung unserer Galaxie, der Milchstraße.
Im Folgenden integrierten sie diese Ergebnisse mit den Erkenntnissen des Gaia-Weltraumteleskops, einem Projekt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), welches sich auf die genaue Untersuchung von Sternbewegungen und deren Lage im Verhältnis zu unserem Heimatplaneten konzentriert.
Die Studie konzentrierte sich auf die sogenannten OB-Sterne. Diese stellen eine Kategorie von Himmelskörpern dar, die durch ihre außergewöhnliche Hitze und hohe Masse gekennzeichnet sind, und dennoch selten vorkommen.
In der Astrophysik wird angenommen, dass lediglich ein OB-Stern auf eine Million anderer Sterne entfällt. Sie zeichnen sich durch ihre kurze Lebensdauer und geringe Bewegung aus, Eigenschaften, die sie für kartografische Anwendungen wertvoll machen. Die Analyse der OB-Sterne stützte die Hypothese der Wissenschaftler, dass unsere Galaxie, die Milchstraße, lediglich zwei prominente Spiralarme besitzt.
„Anhand der genauen Standorte sehr junger Objekte schlagen wir zum ersten Mal vor, dass unsere Galaxie eine mehrarmige Morphologie aufweist, die aus einer zweiarmigen Symmetrie besteht.“
In der Peripherie der Milchstraße, scheinen segmentierte Spiralarme vorhanden zu sein, die keine Verbindung zur zentralen Verdichtung der Galaxie aufweisen, wo sich der Großteil der Sterne ansiedelt. Diese Segmentierung der Spiralarme könnte ein Resultat vergangener Kollisionen mit anderen Galaxien sein.
Die Forscher sind überzeugt, dass dieses aktualisierte Modell der Milchstraßenstruktur als alternative Ausgangspunkt für zukünftige Untersuchungen der galaktischen Beschaffenheit dienen könnte.
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4357/acc45c