Robert Klatt
Eine Analyse von Mondbodenproben zeigt, dass der Erdtrabant bis zu 270 Milliarden Tonnen Wasser enthält. Weil sich das Wasser in der Oberflächenschicht des Mondstaubs befindet, könnte es „leicht“ von Astronauten erreicht werden.
Peking (China). In den kommenden Jahren planen mehrere Staaten, darunter auch Russland in China, den Bau einer bemannten Station auf dem Mond. Um die Menschen zu versorgen, ist Wasser nötig. Erste Hinweise darauf entdeckte der NASA-Orbiter Clementine bereits in den 1990er-Jahren in den tiefen Kratern in der Nähe der Mondpole. Auch die indische Raumsonde Chandrayaan-1 fand im Jahr 2009 Anzeichen für eine dünne Wasserschicht in der Oberflächenschicht des Mondstaubs.
Erstmals direkt nachgewiesen wurde Wasser auf dem Mond in Proben der chinesischen Raumsonde Chang'e 5 im Januar 2022. Eine Studie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) belegt nun, dass auf dem Erdtrabanten größere Mengen Wasser existieren.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Geoscience haben die Forscher kleine Glaskügelchen aus Mondbodenproben untersucht, die die chinesischen Mission Chang'e-5 am 17. Dezember 2020 zur Erde gebracht hat. Die nur wenige Millimeter kleinen Glaskügelchen entstehen auf dem Mond, wenn durch dort einschlagende Meteoriten geschmolzene Tröpfchen aufsteigen. Anschließend verfestigt sich das Glas und vermischt sich mit dem normalen Mondstaub.
Die Analyse der Glaskügelchen offenbart, dass die Mondoberfläche insgesamt zu 270 Milliarden Tonnen enthalten könnte. Der Bodensee hat ein Volumen von 48 Milliarden Tonnen Wasser.
Weil sich Wasser in der Oberflächenschicht des Mondstaubs befindet, könnten es Astronauten oder Roboter deutlich einfacher gewinnen als das gefrorene Wasser in den Kratern und an den Polen. Laut der Studie tritt das Wasser aus den Glaskügelchen aus, wenn man diese auf 100 Grad Celsius erhitzt.
Entstanden ist das Wasser auf dem Mond sehr wahrscheinlich durch Sonnenwind, der auf die geschmolzenen Tröpfchen getroffen ist. Sonnenwinde enthalten hochenergetische Teilchen, darunter Wasserstoffkerne, die sich mit dem Sauerstoff in den geschmolzenen Tröpfchen zu Wasser verbinden. Wenn die Tröpfchen sich abkühlen, wird das Wasser in ihnen eingeschlossen. Pro Kubikmeter Mondoberfläche ist maximal ein Achtelliter Wasser enthalten.
Nature Geoscience, doi: 10.1038/s41561-023-01159-6