Kryokonservierung

Mond soll „Arche“ für Erbgut gefährdeter Arten werden

Robert Klatt

Bioarchiv auf dem Mond )kcotS ebodAavE(Foto: © 

Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Ein Archiv mit gefrorenen Proben auf dem Mond soll die Arten erhalten und ihre spätere Wiederbelebung ermöglichen.

Washington, D.C. (U.S.A.). Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf der Erde stark vom Aussterben bedroht und könnten in den kommenden Jahrzehnten für immer verloren gehen. Wissenschaftler des Smithsonian National Zoo and Conservation Biology Institute (SCBI) haben deshalb eine Art „Arche“ konzipiert, die auf dem Mond das Erbgut der gefährdeten Arten sichern soll.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin BioScience basiert das Konzept auf der sogenannten Kryokonservierung, einer Technik, die sowohl das Erbgut als auch komplette Zellen von Organismen konservieren kann. Das organische Material wird bei der Kryokonservierung bei extrem niedrigen Temperaturen gefroren und kann dadurch für Hunderte Jahre erhalten werden. Sollte in Zukunft eine Art aussterben, könnte die Wissenschaft mit dem gesicherten Erbgut wiederbeleben.

Temperatur von minus 196 Grad Celsius

Aktuell wird die Kryokonservierung bereits auf der Erde eingesetzt. Sie funktioniert aber nur, wenn dauerhaft eine Temperatur von minus 196 Grad Celsius besteht und benötigt deshalb eine unterbrechungsfreie, leistungsstarke Stromversorgung. Naturkatastrophen, Kriege und andere Situationen könnten deshalb dazu führen, dass die Kühlung unterbrochen wird und alle Proben vernichtet werden.

„Heutzutage werden viele gefrorene Sammlungen in städtischen Zentren gelagert.“

Ein Ort, an dem derart niedrige Temperaturen auf natürlichen Wege existieren, gibt es auf der Erde jedoch nicht. Die Forscher möchte das Archiv deshalb am Südpol des Mondes errichten, wo permanent eine Temperatur von minus 225 Grad Celsius besteht und die Kryokonservierung ohne Kühlsystem funktioniert. Die Technik für die Errichtung des Archivs und den Transport der Proben ist laut den Forschern zwar komplex, aber nicht unrealistisch umzusetzen.

„Die Logistik für den Transport von Biomaterialien in diese Gebiete bei Flüssigstickstofftemperaturen ist eine Herausforderung, aber machbar.“

Kosmische Strahlung aus dem Weltall

Deutlich problematischer ist laut den Entwicklern des Konzepts die hohe Strahlungsbelastung auf dem Mond. Kosmische Strahlung aus dem Weltall kann biologisches Material zerstören. Die Proben müssten deshalb mit Regolith, dem Material der Mondoberfläche, geschützt werden.

„Wenn die Proben von einer etwa einen Meter dicken Regolith-Schicht umgeben sind, wird ein Großteil der kosmischen und solaren Strahlung abgehalten.“

Laut den Wissenschaftler wäre die Installation des Archivs ein jahrzehntelanges Programm, das nur durch die Kooperation unterschiedlicher Staaten möglich ist. Im nächsten Schritt möchten sie Experimente mit gefrorenen Proben unter Weltraumbedingungen auf der Internationalen Raumstation (ISS) durchführen. Sollte diese erfolgreich verlaufen, können die nächsten Schritte eingeleitet werden.

BioScience, doi: 10.1093/biosci/biae058

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