Robert Klatt
Wissenschaftler und ein Bauunternehmen haben ein Konzept für eine Mondbasis mit künstlicher Schwerkraft entwickelt, deren Lebensbedingungen denen auf der Erde ähneln.
Kyoto (Japan). In den kommenden Jahren sollen eine Reihe von bemannten Mondmissionen stattfinden. Auch die Europäischen Weltraumagentur (ESA) möchte bis 2030 einen europäischen Astronauten auf dem Mond befördern. Zudem planen unter anderem die USA sowie China und Russland den Bau einer permanent besetzten Basis auf dem Mond. Problematisch daran ist, dass der Erdtrabant sich als langfristiger Lebensraum aufgrund der geringen Gravitation und der hohen Strahlungsbelastung nicht ohne Weiteres eignet.
Wissenschaftler der Universität Kyoto haben nun gemeinsam mit dem Bauunternehmen Kajima Corporation ein Konzept für eine Mondbasis mit künstlicher Schwerkraft entwickelt. Die Lebensbedingungen in der Wohnanlage sollen denen auf der Erde ähneln. Um die Gravitation zu erzeugen, soll die etwa 400 Meter hohe Lebensbedingungen sich alle 20 Sekunden komplett um sich selbst drehen. Die dabei entstehende Zentrifugalkraft wäre so groß, dass ein für den Menschen normales Schwerkraftniveau entstehen würde.
Der Bau der Mondbasis „The Glass“ würde in voller Größe etwa 100 Jahre benötigen. Aktuell arbeiten die Forscher deshalb an weiteren Modellen, die auf dem Mond oder auf dem Mars deutlich schneller gebaut werden könnten. Zudem befindet sich ein System namens „Hexagon Space Track System“ in Entwicklung, das auf Langstreckenreisen im Weltraum eine normale Gravitation aufrechterhalten soll. Laut einem Bericht der Zeitung Asahi Shimbun soll ein kleinerer Prototyp des kürzlich vorgestellten Konzepts bis 2050 auf dem Mond entstehen.
Laut den Entwicklern von „The Glass“ ist eine Ansiedelung auf dem Mond oder dem Mars dauerhaft nur bei erdähnlicher Schwerkraft möglich. Ohne die entsprechende Gravitation können sich Menschen nicht fortzupflanzen und Babys sich nicht voll entwickeln. Yosuke Yamashiki, Professor an der Universität Kyoto bezeichnet die Entwicklung entsprechender Wohnanlagen mit künstlicher Schwerkraft deshalb als Wendepunkt der Weltraumforschung.