Robert Klatt
Astronomen haben den Exoplaneten Wolf 1069b in nur 31 Lichtjahren Entfernung entdeckt. Der potenziell lebensfreundliche Erdzwilling könnte flüssiges Wasser besitzen und Leben beheimaten, wenn er eine Atmosphäre besitzt.
Heidelberg (Deutschland). Die Astronomie hat bisher etwa 5.000 Exoplaneten entdeckt, von denen rund 50 Gesteinsplaneten sind, die sich in der habitablen Zone ihres Sterns befinden. Etwa 20 dieser 50 Exoplaneten hat etwa die Masse und Größe der Erde. Nun haben Astronomen unter Leitung von Diana Kossakowski vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) mit Wolf 1069b einen weiteren potenziell lebensfreundlichen, erdähnlichen Exoplaneten entdeckt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics haben die Forscher mit dem Calar-Alto-Observatorium den 31 Lichtjahre entfernten Stern Wolf 1069 mehrere Jahre lang beobachtet. Das Observatorium in Spanien besitzt zwei hochauflösende Spektrografen für nahinfrarotes und sichtbares Licht. Als die Astronomen 262 Spektren des Roten Zwergsterns analysierten, bemerkten sie eine ungewöhnliche periodische Verschiebung der Spektrallinien, die alle 15,6 Tage auftrat und nicht Strahlenausbrüche, die Rotation des Sterns oder andere stellare Prozesse zurückgeht, sondern von einem Exoplaneten verursacht werden muss. Eine detaillierte Analyse offenbarte schließlich den Exoplaneten Wolf 1069b, der die etwa 1,2-fache Erdmasse besitzt und etwa so groß wie die Erde ist.
Der Exoplanet Wolf 1069b ist laut den Astronomen damit nahezu ein Zwilling der Erde.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass Wolf 1069b ähnlich wie die Erde einen Eisenanteil von rund 33 Prozent und einen Silikatanteil von rund 67 Prozent hat.“
Seinen Stern Wolf 1069 umkreist der Exoplanet Wolf 1069b mit einem Abstand von 0,067 astronomischen Einheiten. Das entspricht etwa einem Fünfzehntel des Abstands zwischen der Sonne und der Erde. Weil der Rote Zwerg Wolf 1069 signifikant kühler und leuchtschwächer als die Sonne ist, liegt die Sonneneinstrahlung des Exoplaneten aber nur bei etwa 65 Prozent der Sonneneinstrahlung der Erde.
Wolf 1069b liegt damit in der konservativen habitablen Zone seines Sterns. Bei einem Planeten ohne Atmosphäre liegt die Mitteltemperatur bei dieser Konstellation bei minus 23 Grad Celsius. Laut den Beobachtungsdaten umkreist der Exoplanet seinen Stern jedoch in gebundener Rotation, dreht ihm also permanent dieselbe Seite zu. Die Mitteltemperatur auf der Tagseite könnte deshalb bei 13 Grad Celsius liegen. Laut Modellrechnungen ist abhängig von der Atmosphäre des Exoplaneten auch eine deutlich höhere Mitteltemperatur möglich.
Laut den Klimamodellen des Teams um Kossakowski ist es denkbar, dass der Exoplanet auf seiner Tagseite flüssiges Wasser und eventuell sogar einen Ozean besitzt. Die Lebensfreundlichkeit auf Wolf 1069b wird zudem dadurch erhöht, dass es bei seinem Stern nur selten zu stärkeren Strahlenausbrüchen kommt.
„Dieser Planet könnte damit die Schlüsselmerkmale einer lebensfreundlichen Welt besitzen. Wolf 1069b ist damit eine vielversprechende Ergänzung zu den nahen lebensfreundlichen Planeten, bei denen sich eine Suche nach Biosignaturen lohnen würde.“
Der Exoplanet Wolf 1069b ist nach Proxima Centauri b, GJ 1061 d, Teegardens Stern c, and GJ 1002 b and c der sechsnächste habitable, erdgroße Planet im Universum.
Leider kann der Exoplanet Wolf 1069b von Erde nur schwer beobachtet werden, weil er aus unserer Perspektive gesehen nicht direkt an seinem Stern vorbeizieht. Weil die Transits nicht beobachtet werden können, hat die Astronomie keine Möglichkeit, die Lichtspektren zu analysieren, anhand derer üblicherweise die Zusammensetzung der Atmosphäre ermittelt wird. In Zukunft könnte jedoch das Extremely Large Telescope (ELT), das noch in Chile gebaut wird, die Bedingungen auf dem Exoplaneten Wolf 1069b und auf anderen Nicht-Transit-Erdzwillingen untersuchen.
Astronomy & Astrophysics, doi: 10.1051/0004-6361/202245322
