Robert Klatt
Dr. Frank Drake hat in den 1960er Jahren die Drake Gleichung erstellt, mit der man die Anzahl außerirdischer Zivilisationen in der Milchstraße berechnen können soll. Nun wurde eine neue Formel entwickelt, die die Wahrscheinlichkeit für intelligente Lebensformen in unterschiedlichen Universen zeigt.
Durham (England). Der Astronom Dr. Frank Drake hat in den 1960er Jahren die sogenannte Drake Gleichung erstellt, mit der man die Anzahl außerirdischer Zivilisationen in der Milchstraße berechnen können soll. Die Parameter der Gleichung beinhalten die jährliche Sternentstehungsrate der Milchstraße, den Anteil der Sterne mit umlaufenden Planeten und die Anzahl der potenziell habitablen Planeten. Wissenschaftler der Universität Nottingham haben vor vier Jahren auf Basis einer aktualisierten Drake Gleichung ermittelt, dass in der Milchstraße 35 intelligente Lebensformen neben der Menschheit leben.
Wie die Royal Astronomical Society (RAS) berichtet, haben nun Wissenschaftler der Durham University ein neues Modell entwickelt, dessen Fokus auf der beschleunigten Ausdehnung des Universums und die Menge an gebildeten Sternen liegt. Die Formel basiert auf der Annahme, dass die Expansion des Universums durch die Dunkle Energie angetrieben wird, die über zwei Drittel des Universums ausmacht.
Laut der Publikation in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society bilden Sterne die Grundlage für habitable Planeten und damit die Basis für die Entstehung von Leben. In dem neuen Modell haben die Astronomen sie deshalb dazu verwendet, um die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von intelligenten Außerirdischen in unserem Universum und in einem potenziellen Multiversum abzuschätzen.
Die Wissenschaftler haben dabei nicht versucht, die absolute Anzahl an Außerirdischen zu berechnen, wie es die Drake Gleichung für die Milchstraße gemacht hat, sondern haben die relative Wahrscheinlichkeit ermittelt, mit der in einem Universum mit bestimmten Eigenschaften Leben vorhanden ist.
Die neue Formel zeigt, dass in einem Universum eine deutlich höhere Dichte an Dunkler Energie existieren müsste als in unserem Universum, damit eine hohe Chance für Leben vorhanden ist. Laut dem Modell, dass den Anteil gewöhnlicher Materie, die über die gesamte Geschichte des Universums in Sterne umgewandelt wurde, bei unterschiedlichen Dichten der Dunklen Energie berechnet, liegt der Anteil bei einem Universum, das am effizientesten Sterne bildet deutlich höher (27 %) als in unserem Universum (23 %). Die Erde liegt somit nicht im hypothetischen Universum mit den höchsten Chancen auf die Bildung intelligenter Lebensformen.
„Das Verständnis der Dunklen Energie und ihres Einflusses auf unser Universum ist eine der größten Herausforderungen in der Kosmologie und der grundlegenden Physik. Die Parameter, die unser Universum bestimmen, einschließlich der Dichte der Dunklen Energie, könnten unsere eigene Existenz erklären. Überraschenderweise stellten wir jedoch fest, dass sogar eine deutlich höhere Dichte an Dunkler Energie noch mit Leben vereinbar wäre. Das könnte darauf hindeuten, dass wir vielleicht nicht in dem wahrscheinlichsten aller Universen leben.“
Wie die Wissenschaftler erklären, kann das neue Modell der Forschung dabei helfen, die Auswirkungen unterschiedlicher Dichten der Dunklen Energie auf die Sternenbildung im Universum und die Bedingungen, unter denen Leben entstehen kann, besser zu verstehen. Dunkle Energie hilft demnach dabei, die Expansion des Universums zu beschleunigen. Die Gravitationskraft der Dunklen Energie sorgt zudem dafür, dass in einem Universum die Bildung von Sternen möglich ist und hält diese über Milliarden Jahre stabil, also über einen Zeitraum, indem auch intelligentes Leben entstehen kann.
„Es wird spannend sein, das Modell zu nutzen, um die Entstehung von Leben in verschiedenen Universen zu untersuchen und zu sehen, ob einige grundlegende Fragen, die wir uns über unser eigenes Universum stellen, neu interpretiert werden müssen.“
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/stae2236