Robert Klatt
Der kürzlich begonnene Sonnenzyklus ist besonders schwach und bietet deshalb gute Bedingungen für die Raumfahrt. Außerdem kann eine ruhige Sonne zu einer Klimaabkühlung auf der Erde führen.
Göttingen (Deutschland). Große Umwälzströme im Sonneninneren sorgen dafür, dass die Aktivität des Sterns nicht konstant ist, sondern einem regelmäßigen Zyklus folgt. Innerhalb von elf Jahren verläuft die Sonne Phasen hoher Aktivität mit Sonnenstürmen, Sonnenflecken und Plasmaausbrüchen und sehr ruhigen Phasen. Außerdem wandert das solare Magnetfeld ebenfalls mit dem Sonnenzyklus.
Ob die Sonne innerhalb ihres Zyklus bereits ihr Maximum oder Minimum erreicht hat, kann durch die Astronomie allerdings erst im Nachhinein festgestellt werden. Laut Sonnenphysikerin Lisa Upton von der Space Systems Research Corporation in Colorado „kann es sechs oder acht Monate dauern, bis wir sagen können, dass es tatsächlich ein solares Minimum gab.“ Erschwert wird die Prognose der Sonnenaktivität zusätzlich durch das Überlappen der solaren Zyklen, was dazu führt, dass neue und alte Sonnenflecken auf der Oberfläche parallel erscheinen. Unterschieden werden können diese lediglich anhand der magnetischen Polung ihrer dunklen Stellen.
Eine Reihe von Wissenschaftlern, darunter Astronomen des Königlich Belgischen Observatorium in Brüssel beobachten deshalb kontinuierlich die Sonne, um den aktuellen Stand ihrer Aktivität zu überwachen. Unter Leitung der NASA bestimmt ein internationales Team aus diesen Daten den Beginn eines neuen Sonnenzyklus. Laut einer Mitteilung des Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen und der NASA hat ein solcher Zyklus vor kurzem neu begonnen. Das Minimum der Aktivität erreichte die Sonne bereits im Dezember 2019. Außerdem gab es 2019 nahezu keine Sonnenflecken und keine Sonneneruptionen.
Die Sonnenaktivität ist in den letzten Monaten aber wieder deutlich angestiegen, was bestätigt, dass der Sonnenzyklus 25 begonnen hat. Die maximale Aktivität erwarten die Astronomen zwischen 2024 und 2026. Wie Lika Guhathakurta von der NASA erklärt, „sollten wir, während wir nun aus dem solaren Minimum auftauchen und uns dem Maximum des Sonnenzyklus 25 nähern, im Blick behalten, dass die Sonnenaktivität nie aufhört, sondern nur ihre Art und Weise verändert, während das solare Pendel schwingt.“
Experten gehen anhand der bisher vorliegenden Daten davon aus, dass der aktuelle Sonnenzyklus 25 eine eher schwache solare Aktivität aufweisen wird. Seit den 1980er-Jahren geht die solare Aktivität stetig zurück, ein Super-Minimum erwartet die Wissenschaft für 2030. Laut Robert Cameron vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung „setzt die aktuelle Phase geringer Sonnenaktivität im Vergleich zu den starken Zyklen, die während des Großteils des vergangenen halben Jahrhunderts vorherrschten, sich in den nächsten elf Jahren offenbar fort.“
Dies kommt vor allem geplanten Missionen zum Mond und dem Bau einer bemannten Mondstation zugute, weil die geringe Sonnenaktivität die Strahlung im Weltraum reduziert und gefährlicher Strahlenausbrüche unwahrscheinlicher macht. Außerdem kann eine geringe Sonnenaktivität auch auf der Erde das Klima beeinflussen und möglicherweise eine Klimaabkühlung ausläsen. Der Effekt ist laut historischen Daten aber nicht so groß, dass er den anthropogenen Klimawandel beeinflussen könnte.