Robert Klatt
Eine neue Analyse der MARSIS-Daten belegt, dass auf dem Mars flüssiges Wasser unter der Eisschicht des Südpols existiert. Es ist damit möglich, dass auf dem Roten Planeten Leben gibt.
Rom (Italien). Messdaten des Marsrovers Curiosity zeigen, dass der Mars für 700 Millionen Jahre lebensfreundlich war. Außerdem konnte die Mission der NASA Ende 2012 auf dem roten Planeten neben Chlor, Schwefel und Sauerstoff auch organische Kohlenstoffverbindungen und Wasser in Bodenproben nachweisen. Dieses sollte laut Erkenntnissen der Astronomie vor allem als Wasserdampf und Eis unter den marsianischen Polen und den Gletschern des Planeten existieren.
Die Radarsonde MARSIS der ESA-Sonde Mars Express konnte 2018 dann aber eine hellreflektierende Schicht unter der Eiskappe des Mars-Südpols nachweisen. Dabei handelt es sich entweder um flüssiges Wasser oder ein wassergesättigtes Material.
Neue Auswertung der MARSIS-Daten
Wissenschaftler um Elena Pettinelli von der Universität Roma Tre haben nun im Fachmagazin Nature Astronomy eine Studie veröffentlicht, für weitere Messdaten des MARSIS-Instruments analysiert wurden, darunter 134 Radarprofile, die zwischen 2010 und 2019 die Region Ultimi Scopuli des Mars dokumentiert haben. Es handelt sich dabei um ein Gebiet um den 80 Grad südlicher Breite, das von einer etwa 1.000 Meter dicken Eisschicht bedeckt ist. Genutzt wurde zur Analyse der Daten eine Methode, die bereits auf der Erde erfolgreich angewandt wurde, um auf Grönland und in der Antarktis mehrere subglaziale Seen aufzudecken.
Die neuen Ergebnisse bestätigen die Vermutung der 2018 veröffentlichten Studie und zeigen, dass auf dem Mars ein subglazialer See mit flüssigem Wasser existiert. Laut Pettinelli „ist das Gebiet durch einen großen Wasserkörper umgeben von mehreren kleinen Wassertümpeln gekennzeichnet.“ Der See im Zentrum der Entdeckung hat laut den Forschern einen Durchmesser von 20 bis 30 Kilometern und ist laut den Messdaten permanent flüssig. Die Tümpel in der Umgebung sind durch eine Gesteinsschicht vom großen See getrennt.
Laut Pettinelli „können die Forscher derzeit nur darüber spekulieren, welche einzigartige Kombination physikalischer, geologischer, klimatische und topografischer Bedingungen die Bildung flüssigen Wassers und sein Überdauern ermöglichen.“ Als wahrscheinliche Ursache nennen die Wissenschaftler einen hohen Anteil an Perchloratsalzen, die dafür sorgen, dass Salzlaugen auch deutlich unterhalb von 0 Grad Celsius flüssig bleiben.
Die Existenz des flüssigen Wassers erhöht die Chancen für Leben auf dem Roten Planeten deutlich. In subglazialen Seen auf der Erde, deren Lebensbedingungen, denen des Mars Seen ähneln, wurden bereits einzellige Organismen nachgewiesen. Laut Pettinelli „sind die Gewässer an der Basis der südpolaren Eiskappe damit Areale von hohem astrobiologischem Interesse.“
Auf Basis der derzeitig vorliegenden Daten kann aber nur darüber spekuliert werden, ob auf dem Mars primitive Lebensformen existieren. Die Wissenschaftler konstatieren daher, dass „zukünftige Marsmissionen diese Region anvisieren sollten, um dieses hydrologische System, seine Chemie und mögliche Spuren außerirdischen Lebens näher zu analysieren.“
Nature Astronomy, doi: 10.1038/s41550-020-1200-6