D. Lenz
Erst leuchtet die Luft am Himmel, dann folgt ein elektrischer Knall: Wissenschaftler haben eine Audioaufnahme eines Polarlichtes in Finnland machen können, dessen Quelle nun analysiert werden soll.
Finnland. Das Polarlicht, auf der nördlichen Erdhalbkugel auch als Nordlicht bekannt, zählt mit zu den spektakulärsten Naturschauspielen der Erde. Mit etwas Glück kann jeder, der in Finnland Urlaub macht, Zeuge dieses atemberaubenden Naturschauspiels werden. Aber auch wenn die optische Entstehung der Polarlichter längst wissenschaftlich erklärt und beschrieben ist, so gibt es dennoch ungeklärte Fragen zur Akustik. Immer wieder berichten Augenzeugen von einem Knall, einem Rauschen oder ein Knispern, kurz nachdem ein Polarlicht erscheint. Wissenschaftler der Aalto-Universität in Finnland haben nun eine Audioaufnahme eines der beschriebenen Geräusche, die ab und an Begleiterscheinungen von Polarlichtern sein können.
Bislang haben Forscher vermutet, dass die äußerst seltenen akustischen Begleiterscheinungen von Polarlichtern einen anderen Ursprung haben oder eine akustische Täuschung sind. So konnten die finnischen Forscher in diesem besonderem Fall allerdings Störquellen wie Gewitter eindeutig ausschließen und anhand weiterer Messungen sogar die Quelle des Polarlicht-Geräusches identifizieren. Demnach entstand der Knall etwa 70 Meter über der Erdoberfläche. "Unsere Forschung beweist, dass man während des leuchten tatsächlich etwas hört und angebliche Geräusche keine Täuschung sind", so Unto Laine, wissenschaftlicher Leiter der Aurora-Forschungen an der Aalto-Universität.
Bisherige Aussagen und Berichte über Geräusche bei Polarlichtern waren recht umstritten: Das Leuchten erschien zu fern, um dadurch verursachte Schallwellen am Erdboden hören zu können. Ähnlich wie bei einem Gewitter in großer Ferne, bei dem auch nur Wetterleuchten zu sehen sind, aber kein Donner zu hören ist.
Laine und seine Kollegen berichten auf dem International Congress on Sound and Vibration in Vilnius in Litauen, dass die Geräusche nicht dort entstehen, wo die Polarlichter leuchten, sondern wesentlich näher am Erdboden in einer Höhe von etwa 70 Metern.
Als Grundlage für die aktuelle Forschung nutzen die Wissenschaftler eine Videoaufnahme aus dem Jahr 2004, die nicht nur ein spektakuläres Nordlicht über Finnland, sondern auch einen elektrisch klingenden Knall aufgezeichnet haben. Der Knall wurde in sehr kurzen Zeitabständen an mehreren Orten nacheinander registriert. Durch diese lückenlose Aufzeichnung des Knalls konnten die Wissenschaftler den exakten Ursprung des Geräusches ermitteln.
Die Forscher gehen davon aus, dass der Knall, wie auch das Leuchten, von Partikeln von der Sonne verursacht werden. Das Leuchten entsteht, wenn geladene Teilchen der Sonne auf das Erdmagnetfeld und auf Luftpartikel treffen. Diese werden dann zum leuchten angeregt. Polarlichter entstehen in einer Höhe von etwa 100 Kilometer (grünes Licht) bis zu 200 Kilometer (rotes Licht).
Wie der Knall des Polarlichtes in Finnland nun genau entsteht, sollen zukünftige Forschungsarbeiten zeigen. Ebenfalls soll untersucht werden, ob auch andere Geräusche, wie beispielsweise das oftmals beschriebene Rauschen, ebenfalls Begleiterscheinungen von Polarlichtern sind und ob diese anders entstehen als der Knall.