ASKAP J193505.1+214841.0

Pulsierende Radiosignale von extrem langsamem Neutronenstern entdeckt

Robert Klatt

Radiosignale eines extrem langsamem Neutronensterns )retsehcnaM fo ytisrevinU(Foto: © 

Astronomen haben zufällig eine auffällige Radioquelle entdeckt. Es handelt sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen extrem langsamen Neutronenstern.

Sydney (Australien). Ein Großteil der bekannten Neutronensterne, ultradichte Überreste eines kollabierten Sterns, rotieren mit hohen Geschwindigkeiten und absolvieren eine Umrundung in Sekunden oder sogar in Sekundenbruchteilen. Forscher der University of Sydney und der University of Manchester haben nun ein Radiosignal entdeckt, das von einem extrem langsamen Neutronenstern stammen könnte.

Laut Ben Stappers gehen sie davon aus, dass das Radiosignal von einem Neutronenstern stammt, der sich über 3.000-mal langsamer dreht als alle anderen bekannten radio-emittierenden Neutronensterne. Die Beobachtung ermöglicht laut ihm neue Einblicke in die komplexen Lebenszyklen von stellaren Objekten.

„Im Studium von radio-emittierenden Neutronensternen sind wir extreme Bedingungen gewohnt, aber diese Entdeckung eines kompakten Sterns, der sich so langsam dreht und dennoch Radiowellen emittiert, war unerwartet. Dies zeigt, dass die Erweiterung unseres Suchraums mit dieser neuen Generation von Radioteleskopen Überraschungen aufdecken wird, die unser Verständnis herausfordern.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Astronomy stammt das unerwartete Radiosignal von einem stellaren Objekt, das etwa 16.000 Lichtjahre von der Erde ist. Sowohl die Art des Radiosignals auch die Rate, mit der sich die Rotationsperiode verändert, sind deutliche Hinweise darauf, dass die Quelle ein Neutronenstern ist.

Radiosignal von weißem Zwerg?

Anhand der bisher vorliegenden Beobachtungen kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Radiosignale stattdessen von einem isolierten weißen Zwerg mit einem außergewöhnlich starken Magnetfeld emittiert werden. Es ist jedoch laut den Astronomen deutlich wahrscheinlich, dass ein Neutronenstern die Quelle der Radiosignale ist, weil keine weiteren hochmagnetischen weißen Zwerge in der Umgebung vorhanden sind. Weitere Untersuchungen sollen nun überprüfen, um welche Art von Objekt es sich handelt.

Laut den Wissenschaftlern können die Ergebnisse dabei helfen, das Verständnis von Neutronensternen oder weißen Zwergen zu verbessern und unter anderem erklären, wie diese Radiowellen emittieren und wie sie in der Milchstraße verteilt sind.

ASKAP-Radioteleskop des CSIRO

Das Objekt ASKAP J193505.1+214841.0 haben die Forscher laut Kaustubh Rajwade mit dem ASKAP-Radioteleskop der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) entdeckt. Das Radioteleskop kann einen großen Teil des Himmels parallel beobachten. Es erfasst deshalb oft auch Objekte, nach denen Forscher nicht gezielt gesucht haben.

„Diese Entdeckung basierte auf der Kombination der komplementären Fähigkeiten der ASKAP- und MeerKAT-Teleskope sowie der Fähigkeit, diese Objekte im Minutentakt zu suchen und gleichzeitig zu studieren, wie sich ihre Emissionen von Sekunde zu Sekunde ändern! Solche Synergien ermöglichen es uns, neues Licht darauf zu werfen, wie sich diese kompakten Objekte entwickeln.“

Nature Astronomy, doi: 10.1038/s41550-024-02277-w

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