Robert Klatt
Im Erdorbit gibt es immer mehr Weltraummüll. Ein realer Traktorstrahl, nach den Vorbildern von Star Wars und Star Trek, könnten diesen schon bald beseitigen.
Boulder (U.S.A.). Die Anzahl der Raketenstarts und Satelliten im Erdorbit hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. In den kommenden Jahren wird die Anzahl vor allem durch den Ausbau des Satellitennetzwerks von Starlink und eine geplante chinesische Satellitenkonstellation weiter steigen. Problematisch daran ist vor allem die Zunahme des Weltraummülls im Erdorbit. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) erprobt deshalb die erste Weltraummüllabfuhr, mit der 2026 ein Nutzlastadapter einer Rakete beseitigt werden soll.
Forscher, unter anderem von der University of Colorado Boulder (CU Boulder), arbeiten zudem an einem realen Traktorstrahl, der mithilfe von elektrostatischer Anziehung Weltraumschrott in der geostationären Umlaufbahn (GEO) „einfangen“ soll. Es handelt sich dabei um die Umlaufbahn um den Äquator der Erde, die die bevorzugte Position für viele Satelliten ist.
Die Forscher um Hanspeter Schaub, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der CU Boulder, erklären, dass der elektrostatische Traktorstrahl sich an Bord eines Raumfahrzeugs befinden würde. Dieses würde den Traktorstrahl in die Nähe von Weltraummüll, etwa einem toten Satelliten, bringen.
Eine Art Elektronenkanone würde das Zielobjekt mit negativ geladenen Elektronen beschießen, während der Traktorstrahls eine positive Ladung behält. Die beiden Objekte würden sich im leeren Raum des Universums dann durch die elektrostatische Anziehung auf eine Entfernung von 20 bis 30 Metern zusammenhalten.
Anschließend könnte das System sein Ziel aus dem GEO entfernen und an einem Ort, der weiter von der Erde entfernt ist, wieder freisetzen. Einschränkungen in der Elektronenkanone sorgen dafür, dass die elektrostatische Anziehung extrem schwach ist. Die Bewegung müsste deshalb sehr langsam erfolgen und es könnte mehr als einen Monat dauern, einen einzelnen Satelliten aus dem GEO herauszubewegen.
Laut Kaylee Champion, Doktorandin am Department of Aerospace Engineering Sciences der CU Boulder, erklärt, dass die Finanzierung des Projekts bisher nicht gesichert ist.
„Die Wissenschaft ist so gut wie da, aber die Finanzierung noch nicht.“
Ein kleiner Prototyp des Traktorstrahls würde laut den Forschern mehrere Millionen Euro kosten. Eine betriebsbereite, große Version wäre noch deutlich teurer. Sollte sich eine Organisation dazu bereit erklären, den Traktorstrahl zu finanzieren, könnte man diesen laut den Forschern innerhalb eines Jahrzehnts zur Einsatzreife bringen.