Robert Klatt
Neue Analysen von Kratern belegen, dass zerstörerische Asteroiden die Erde deutlich häufiger treffen, als bisher angenommen wurde.
Greenbelt (U.S.A.). In der Astronomie ist man bisher davon ausgegangen, dass riesige Asteroiden nur alle paar Millionen Jahre mit der Erde kollidieren. Eine kürzlich auf der Lunar and Planetary Science Conference (LPSC) vorgestellte Studie zeigt jedoch nun, dass zerstörerischen Asteroiden deutlich häufiger die Erde treffen. Wie das Fachmagazin Science berichtet, haben die Forscher um James Garvin vom Goddard Space Flight Center (GSFC) der NASA die bekannten Einschläge von überdurchschnittlich großen Himmelskörper erneut untersucht. Dabei entdeckten sie, dass die Vorfälle in signifikant kürzeren Abständen erfolgt sind, also bisher angenommen wurde.
Laut den Autoren wurden viele Asteroideneinschläge zuvor falsch bewertet, weil sich die Erdoberfläche über längere Zeiträume permanent verändert. Natürliche Prozesse wie Erosion, tektonischen Verschiebungen und die Vegetation beeinflussen auch das Aussehen von Asteroidenkratern. Es ist dadurch sehr komplex, zu bestimmen, ob ein Asteroidenkrater vor mehreren Millionen oder nur vor mehreren Zehntausenden Jahren entstanden ist. Dank neuer Methoden, darunter hochauflösenden Satellitenbilder, Lidar und andere Bildgebungstechniken, konnten die Einschlagskrater deutlich genauer untersucht werden.
Als Beispiel nennen die Wissenschaftlern den Schamanschyng-Krater (Zhamanshin) in Kasachstan. Dieser entstand vor etwa einer Million Jahren und hat laut den neuen Analysemethoden einen Durchmesser von etwa 30 Kilometern. Der Asteroid Schamanschyng muss somit zwischen 200 und 400 Meter groß gewesen sein und übertrifft damit den Asteroiden 2023 DW, der aktuell die höchste Kollissionswahrscheinlichkeit mit der Erde hat, deutlich. Zuvor ging die Forschung davon aus, dass der Schamanschyng-Krater lediglich einen Durchmesser von 13 Kilometer hatte.
Ähnlich groß sind die Differenzen auch beim Krater des Pantasma-Meteoriten in Nicaragua. Dieser wurde von einem etwa 500 Meter großen Objekt verursacht und hat einen Durchmesser von 35,2 Kilometern. Zuvor ging man lediglich von einem Durchmesser von 14,8 Kilometern aus.
Laut den Wissenschaftlern der NASA ist die neue Analyse noch nicht beendet. Die Zwischenergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass eine Vielzahl von Asteroideneinschläge missinterpretiert wurde. Geht man auf Basis der neuen Studiendaten davon aus, dass die meisten Krater tatsächlich zwei- bis dreimal größer sind als zuvor angenommen wurde, bedeutet dies, dass riesige Meteoriten mit gigantischer Zerstörungskraft den Planeten deutlich öfter treffen als gedacht.
Science, doi: 10.1126/science.adh8825