Robert Klatt
Deutschland hat die Kooperation mit der russischen Raumfahrtagentur beendet. Nun hat Roskosmos angekündigt, das deutsches Weltraumteleskop Erosita zu kapern.
Swjosdny Gorodok (Russland). Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat im März 2022 die Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos beendet. Damals teilte das DLR mit, „die Zusammenarbeit mit russischen Institutionen bei laufenden oder in Planung befindlichen Projekten zu stoppen und dass keine neuen Projekte oder Initiativen mit Institutionen in Russland zu beginnen.“ Betroffen ist davon unter anderem das Röntgenteleskop eRosita, das im Jahr 2019 an Bord des russischen Satelliten Spektrum-Röntgen-Gamma (Spektr-RG) in den Weltraum geschossen wurde.
Zusammen mit einem russischen Teleskop kann Erosita Galaxien in Millionen Kilometern Entfernung von der Erde beobachten. Die dabei gewonnenen Daten konnten vor dem Ende der Zusammenarbeit sowohl russischen als auch deutsche Astronomen auswerten. Es sollte so unter anderem der Nachweis für Schwarze Löcher in nahegelegenen Galaxien erbracht werden.
Kürzlich erklärte der Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin in einem Fernsehinterview, dass die Raumfahrtagentur das deutsche Satelliten-Teleskop Erosita trotz des Abbruchs der Zusammenarbeit wieder in Betrieb nehmen wird. „Ich habe die Anweisung erteilt, damit zu beginnen, die Arbeit des deutschen Teleskops im System Spektr-RG zusammen mit dem russischen Teleskop wiederherzustellen“, so Rogosin.
Es handelt sich dabei um eine Quasi-Übernahme des Teleskops. „Diejenigen, die diese Entscheidung zum Stopp der Zusammenarbeit getroffen haben, besitzen heute kein moralisches Recht dazu, die Forschungen für die Menschheit zu beenden, schon einzig deswegen, weil ihre faschistische Haltung der unserer Feinde ähnelt“, erklärt Rogosin Der wissenschaftliche Projektleiter Raschid Sjunjajew warnt hingegen vor diesem Schritt. Eine Wiederinbetriebnahme ohne Deutschland könnte das Teleskop laut ihm beschädigen.