Molekülwolken als Puffer

Sonnensystem überlebte durch „kosmisches Schutzschild“ eine Supernova

Robert Klatt

Supernova, die mit der Molekülwolke kollidiert, aus der die Sonne entsteht )(JOAN) napaJ fo yrotavresbO lacimonortsA lanoitaN(Foto: © 

Druckwellen einer nahen Supernova hätte das junge Sonnensystem eigentlich auseinanderreißen müssen. Neue Berechnungen zeigen nun, dass ein „kosmischer Schutzschild“ dies verhindert hat.

Tokio (Japan). Eine Supernova, also die Explosion eines massereichen Sterns am Ende seines Lebens, gehört zu den energiereichsten Ereignissen im Universum. Innerhalb von Sekunden werden dabei ein Vielfaches der Energie, die die Sonne während ihrer gesamten Lebensdauer freisetzen kann, freigesetzt. Es entstehen dadurch starke Druckwellen, die potenziell ganze Sonnensystem zerstören können.

Analysen von Meteoriten offenbaren, dass sich auch in der Nähe unseres Sonnensystems eine Supernova ereignet, während sich die Sonne noch bildete. Laut den Isotopenverhältnissen der Meteoriten, die eine inhomogene Konzentration eines radioaktiven Aluminiumisotops aufweisen, wurde kurz nach dem Beginn der Bildung des Sonnensystems eine große Menge an radioaktivem Aluminium eingeführt. Eine Supernova in der Nähe des Sonnensystems ist die wahrscheinlichste Quelle dieser Isotope. Eine Supernova, die so stark ist, dass die entdeckte Menge an Isotopen liefern kann, hätte das entstehende Sonnensystem aber auseinanderreisen müssen.

Schutzschild aus molekularen Wolken

Forscher des National Astronomical Observatory of Japan (NAOJ) um Doris Arzoumanian haben nun eine Studie publiziert, die beantwortet, wieso unser Sonnensystem durch die Druckwellen der Supernova nicht zerstört wurde. Laut ihrer Publikation in den Astrophysical Journal Letters zeigen ihre Berechnungen, dass Filament aus molekularem Gas das junge Sonnensystem vor der nahen Supernovaexplosion schützte.

Sterne bilden sich in großen Gruppen, sogenannten Clustern, innerhalb riesiger Wolken aus molekularem Gas. Diese molekularen Wolken sind filamentartig strukturiert. Kleine Sterne wie die Sonne bilden sich in der Regel entlang der Filamente, während große Sterne, die in einer Supernova explodieren, normalerweise an den Kreuzungspunkten mehrerer Filamente entstehen.

Ursprungsfilament als Puffer

Unter der Annahme, dass die Sonne entlang eines dichten Filaments aus molekularem Gas entstanden ist und eine Supernova an einem nahegelegenen Filamentkreuzungspunkt explodierte, ergaben die Berechnungen, dass es mindestens 300.000 Jahre dauern würde, bis die Druckwelle das dichte Filament um das entstehende Sonnensystem herum zerstört hätte.

Die in radioaktiven Isotopen angereicherten Bestandteile der Meteoriten bildeten sich ungefähr in den ersten 100.000 Jahren der Sonnensystementstehung innerhalb des dichten Filaments. Das Ursprungsfilament könnte als Puffer fungiert haben, um die junge Sonne zu schützen und half dabei, die radioaktiven Isotope aus der Druckwelle der Supernova einzufangen und in das sich noch bildende Sonnensystem zu lenken.

Astrophysical Journal Letters, doi: 10.3847/2041-8213/acc849

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