Robert Klatt
Sternenexplosionen sind deutlich gefährlicher für das Leben, als bisher angenommen wurde. Durch ihre starke Röntgenstrahlung können sie auf Planeten in 160 Lichtjahren Entfernung Massensterben auslösen.
Houston (U.S.A.). Eine Studie von Wissenschaftlern der National Aeronautics and Space Administration (NASA) zeigt, dass Sternenexplosionen für das Leben auf Planeten in der astronomischen Nachbarschaft noch gefährlicher sind, als die Astronomie bisher angenommen hat. Laut der Publikation im The Astrophysical Journal haben die Forscher um Ian Brunton 31 Supernovae mit Instrumenten wie dem Weltraumteleskop Chandra der NASA und XMM-Newton der ESA untersucht.
Sie entdeckten dabei, dass nicht nur unmittelbar nach einer Supernova Gefahr für astronomisch nahe Himmelskörper besteht. Die extrem starke Explosion im Weltraum kann zudem zur Entstehung einer besonders starken Dosis Röntgenstrahlung führen, die Planeten noch jahrzehntelang schaden kann.
Laut der Analyse kann eine Supernova Planeten in bis zu 160 Lichtjahren Entfernung beeinflussen. Die dabei emittierte Röntgenstrahlung kann jahrzehntelang über Objekte im Weltraum ziehen und dadurch einen Großteil der Ozonschicht vernichten. Die Ozonschicht schützt Leben vor der ultravioletten Strahlung des eigenen Sterns. Würde ein solcher Prozess auf der Erde stattfinden, würden zuerst Lebewesen im Wasser sterben, die die Basis vieler Nahrungsketten bilden.
Die Wissenschaft kennt somit drei Phasen einer Supernova, die für Planeten in der astronomischen Nachbarschaft gefährlich sein können. Ein Risiko für die Erde besteht aktuell nicht, weil sich keine potenzielle Supernova in der Nähe befindet. Es existieren starke Indizien dafür, dass sich vor acht und vor zwei Millionen Jahren in der Nähe der Erde Supernovae ereignet haben. Entsprechende Massensterben sind aber nicht bekannt. Die Autoren halten es aber für möglich, dass eine Supernova in der Vergangenheit ein Massensterben auf unserem Heimatplaneten verursacht hat.
Die erhebliche Bedrohung, die von Supernovae ausgeht, könnte somit nicht nur Konsequenzen für ein tieferes Verständnis der Erdgeschichte mit sich bringen, sondern ebenso für die Erforschung extraterrestrischen Lebens von Bedeutung sein. Die kürzlich präsentierten hochenergetischen Vorgänge könnten im Wesentlichen dazu führen, dass das Areal innerhalb der Milchstraße, in welchem Leben entstehen und fortbestehen kann, verkleinert wird, so die Wissenschaftler. Eine weiterführende Untersuchung dieses Phänomens ist daher nicht ausschließlich erforderlich, um die Lebenszyklen von Sternen eingehender zu ergründen, sondern ebenfalls von großer Relevanz für Disziplinen wie Astrobiologie, Paläontologie sowie Erd- und Planetenwissenschaften.
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4357/acc728