Robert Klatt
Dome Argus auf dem ostantarktischen Plateau bietet optimale Bedingungen für optische Teleskope, wird aber bis zu minus 98 Grad Celsius kalt und stellt die Wissenschaft somit für enorme Herausforderungen.
Vancouver (Kanada). Optische Teleskope benötigen zur Beobachtung des Weltraums einen möglichst ungestörten Blick. Die größten Teleskope befinden sich deshalb an abgelegenen Orten wie dem Gipfel nicht aktiver Vulkane auf Hawaii und auf Hochplateaus der Atacamawüste, weil die dortige Atmosphäre klar und trocken ist sowie wenige Turbulenzen aufweist.
Ein Team um Bin Ma von der chinesischen Akademie der Wissenschaften und der University of British Columbia (UBC) hat nun im Fachmagazin Nature eine Studie publiziert, die den besten Standort für optische Teleskope ermittelt hat.
Laut den Studienergebnissen ist weder die Atacamawüste noch Hawaiis Vulkane der optimale Standort für optische Teleskope. Stattdessen hat der Dome Argus (Dome A), in einer der unwirtlichsten und entlegensten Regionen der Erde, auf dem antarktische Plateau, in rund 4.000 Meter Höhe den klarsten Himmelsblick des Planeten. Wissenschaftler haben an diesem Ort in der Antarktis 2018 mit minus 98 Grad Celsius die tiefste Temperatur der Erde gemessen. Ausgelöst wird diese extreme Kälte durch die klare und trockene Luft, die es der Wärme ermöglicht, besonders leicht aufzusteigen.
Mithilfe eines speziellen Sensors bewerteten die Studienautoren anhand von 45.000 Messungen während des Polarwinters 2019 den Blick im optischen und infraroten Wellenbereich in den Himmel. Erreicht wurden dabei vom Standort Dome A eine Auflösung von bis zu 0,13 Bogensekunden. In der Atacama oder auf Hawaii werden nur Werte von maximal 0,8 Bogensekunden erreicht.
Dome Argus übertrifft damit selbst den Himmelsblick von der Antarktisstation Concordia, die sich zwar ebenfalls auf dem ostantarktischen Plateau befindet, aber wegen der höher liegenden atmosphärischen Grenzschicht schlechtere Bedingungen bietet.
Co-autor Paul Hickson von der University of British Columbia konstatiert somit, dass „die Kombination von großer Höhe, niedrigen Temperaturen, langen Perioden kontinuierlicher Dunkelheit und einer außergewöhnlich stabilen Atmosphäre den Dome A zu einem sehr attraktiven Standort für die optische und Infrarot-Astronomie macht.“ Teleskope an diesem Ort könnten dadurch mit der aktuellen Technik auch lichtschwächere Objekte erkennen, die Teleskope an anderen Orten aufgrund der schlechteren Bedingungen verborgen bleiben.
Problematisch ist allerdings, dass die extreme Kälte und die Abgelegenheit von Dome Argus nur den Einsatz robuster automatischer Teleskope möglich machen. Eine permanente Station für Wissenschaftler ist hingegen aufgrund der Unzugänglichkeit dieses Gebietes und der extremen Bedingungen kaum denkbar.
Nature, doi: 10.1038/s41586-020-2489-0