Robert Klatt
Kommerzielle Weltraumflüge mit dem SpaceShip II (VSS Unity) sollen 2022 starten. Die Preise für Touristen beginnen ab 450.000 US-Dollar. Durch Modifikationen am Trägerflugzeug VMS Eve (White Knight) und am Raumgleiter soll fast monatlich ein Flug starten können.
Las Cruces (U.S.A.). Laut einer Meldung von SpaceNews.com wird das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic ab der zweiten Jahreshälfte 2022 kommerzielle touristische Flüge anbieten. Bis vor Kurzem nannte das Unternehmen das des Milliardärs Richard Branson noch die erste Jahreshälfte als Startdatum. Als Grund für die Verzögerung sehen die Experten einen Flug mit SpaceShip II im Auftrag der italienischen Luftwaffe, der September 2021 durchgeführt wird. Danach werden sowohl VSS Unity als auch das Trägerflugzeug VMS Eve (White Knight) gewartet und upgegradet.
Virgin Galactic gab im Rahmen der kürzlich erfolgten Vorstellung der Quartalszahlen außerdem bekannt, dass die Ticketpreise deutlich höher werden. Anfangs sollte ein Flug in den Weltraum 200.000 US-Dollar kosten, dann 250.000 US-Dollar. Nun erklärte Virgin Galactic, dass die Flugpreise erst bei 450.000 US-Dollar beginnen. Eine Reservierung der Tickets ist bereits über die offizielle Webseite des Unternehmens möglich.
Wer es noch exklusiver möchte, kann bei Virgin Galactic aber auch mehrere Sitzplätze und sogar einen kompletten Weltraumgleiter buchen. Sowohl SpaceShip II (Unity) als auch SpaceShip III (Imagine) bieten Plätze für sechs Touristen.
Ob dabei tatsächlich wie von Virgin Galactic behauptet der Weltraum erreicht wird, ist unter Experten strittig. Der internationale Luftfahrtverband sieht 100 Kilometer über der Erde als Grenze des Weltraums, eine verbindliche internationale Regelung existiert aber nicht.
Erreicht hat der Branson, der Gründer und CEO von Virgin Galactic mit seiner Mannschaft beim kürzlichen Flug mit dem SpaceShip II eine Höhe von 86 Kilometern. Piloten der US Air Force erhielten bereits die Bezeichnung Astronaut, obwohl sie nur eine Höhe von 50 Meilen (ca. 80 km) (etwa 80 Kilometer) erreichten. Die internationale Raumstation (ISS) befindet sich zum Vergleich auf einer Höhe von 400 Kilometern über der Erde.
Klar ist hingegen bereits, dass die Passagiere von Virgin Galactic aufgrund der kürzlich geänderten Regeln der Federal Aviation Administration (FAA) die begehrten Astronautenschwingen nicht erhalten werden, offiziell also keine Astronauten sind, selbst wenn sie den Weltraum erreichen.
Als Grund für die nun bekannt gewordene Verzögerung der ersten touristischen Flüge nennt Virgin Galactic Umbauten, die nötig sind, um das Trägerflugzeug VMS Eve (White Knight) und das SpaceShip II (Unity). Derzeit benötigt das VSS Unity zwischen den Flügen eine Bearbeitungszeit von sieben bis acht Wochen, diese soll auf vier bis fünf Wochen reduziert werden.
Auch das Trägerflugzeug soll durch unterschiedliche Modifikationen haltbarer werden. Derzeit benötigt VMS Eve nach etwa zehn Flügen eine umfassende Inspektion. Geplant ist, dass nach der Aufwertungen eine Generalinspektion erst nach 100 Flügen erfolgen muss. Nach der Aufwertung sollen Mitte 2022 Testflüge mit voller Besetzung erfolgen. Wenn diese wie geplant verlaufen, beginnt der Regelbetrieb kurz danach.
Außerdem möchte das Raumfahrtunternehmen im dritten und vierten Quartal 2022 erste Testflüge mit dem SpaceShip III (VSS Imagine) absolvieren. Das bereits angekündigt zweite SpaceShip III (VSS Inspire) wird hingegen eingestellt, damit Virgin Galactic seine Ressourcen auf VSS Unity, VSS Imagine und VMS Eve konzentrieren kann.