Robert Klatt
In England wird in einem großen Tunnelsystem die Besiedlung des Mars erforscht. Das Bio-SPHERE-Projekt soll zeigen, wie unter den Lebensbedingungen auf dem Mars wissenschaftliche und medizinische Aktivitäten erfolgen können.
Birmingham (England). In den kommenden Jahren möchten verschiedene Staaten bemannte Missionen zum Mars durchführen, darunter etwa China im Jahr 2033. Später sollen auch permanente Basen auf dem Roten Planeten entstehen. Welche Bedingungen nötig sind, damit die Astronauten trotz der problematischen Bedingungen auf dem Mars leben können, wurde bisher aber kaum erforscht.
Wissenschaftler der Universität Birmingham um Dr. Alexandra Iordachescu haben deshalb das Bio-SPHERE-Projekt 1,1 Kilometer unter der Erde in einer der tiefsten Minen Großbritanniens errichtet. Laut der Publikation im Fachmagazin npj Microgravity untersucht das Bio-SPHERE-Projekt, wie unter den Lebensbedingungen auf dem Mars und Mond wissenschaftliche und medizinische Aktivitäten erfolgen können.
Das Bio-SPHERE-Projekt befindet sich im Tunnelsystem des Boulby Underground Laboratory, das in 250 Millionen Jahre alten Steinsalzablagerungen, die aus permischen Verdunstungsschichten des Zechsteinmeeres bestehen, errichtet wurde.
„Wir freuen uns, mit dem fantastischen Wissenschaftsteam des Boulby Underground Laboratory zusammenzuarbeiten. Diese neue Fähigkeit wird helfen, Informationen zu sammeln, die über die Lebenserhaltungssysteme, Geräte und Biomaterialien beraten können, die bei medizinischen Notfällen und Gewebereparaturen nach Schäden bei Tiefenraummissionen verwendet werden könnten.“
Die geologische Umgebung und die Tiefe von 1.100 Metern ermöglichen es, die Arbeitsbedingungen von Höllen auf dem Mars nachzubilden. Dies umfasst unter anderem die begrenzte Verfügbarkeit von Materialien, die Einsamkeit und Probleme bei Arbeiten mit schwerer Ausrüstung. Die ultra-niedrigen Strahlungsumgebung ermöglicht es überdies zu untersuchen, ob unterirdische Lebensräume Astronauten vor der Tiefenraumstrahlung im Weltraum schützen können.
Die erste Einrichtung des Bio-SPHERE-Projekts ist ein drei Meter breiten Simulationsmodul, das speziell dazu entwickelt wurde, biomedizinische Verfahren zu erproben, mit denen Gewebeschäden bei verschiedenen Materialien verhindert werden sollen. Dazu gehören komplexe Flüssigkeiten, Polymere und Hydrogele für die regenerative Medizin, die beispielsweise in Wundverbänden oder Füllstoffen zur Schadensminderung verwendet werden könnten.
npj Microgravity, doi: 10.1038/s41526-023-00266-3