Robert Klatt
Die Wissenschaft fokussiert sich bei der Suche nach Außerirdischen bisher auf Kommunikationssignale und atmosphärischen Anzeichen. Weltraumstaub, könnte aber auch Leben auf fernen Planeten offenbaren, etwa in Form von mikrobiellen Fossilien.
Tokio (Japan). Asteroideneinschläge können Material des betroffenen Planeten in den Weltraum schleudern. Diese Weltraumstaub kann im Vakuum des Universums enorme Distanzen zurückzulegen und außergewöhnlich lange Zeiträume überdauern. In der Astronomie ist Weltraumstaub deshalb eine unverzichtbare Informationsquelle, die Erkenntnisse über weit entfernte Phänomene ermöglicht.
In der Theorie könnte Weltraumstaub überdies direkte oder indirekte Spuren von Leben vom ursprünglichen Planeten enthalten, etwa in Form von mikrobiellen Fossilien. Laut Tomonori Totani von der University of Tokyo könnte die Analyse von Weltraumstaub Hinweise auf Leben bringen, das sich jetzt oder in naher Zukunft innerhalb der Detektionsmöglichkeiten des Menschen befindet.
„Ich schlage vor, dass wir gut erhaltene Partikel, die von anderen Welten ausgestoßen wurden, auf mögliche Lebenszeichen hin untersuchen. Die Suche nach Außerirdischen beschränkt sich typischerweise auf die Suche nach Kommunikationssignalen, die auf intelligentes Leben hinweisen könnten, allerdings keine vor-technologischen Lebensformen berücksichtigen. Alternativ wird nach atmosphärischen Anzeichen gesucht, die auf Leben hindeuten könnten, aber ohne direkte Bestätigung könnte es immer eine alternative Erklärung geben, die kein Leben voraussetzt. Wenn jedoch in Staubpartikeln Lebenszeichen gefunden werden, könnten wir nicht nur Gewissheit erlangen, sondern wir könnten auch in naher Zukunft fündig werden.“
Laut der Publikation im International Journal of Astrobiology geht Totani davon aus, dass bei großen Asteroideneinschlägen Bodenmaterial ins All geschleudert werden kann. Es besteht die Möglichkeit, dass in diesem Auswurfmaterial in einigen Gesteinsfragmenten kürzlich verstorbene oder sogar versteinerte Mikroorganismen enthalten sein könnten. Diese Fragmente unterscheiden sich stark in ihrer Größe und verhalten sich entsprechend unterschiedlich im Weltraum.
Einige größere Stücke könnten wieder auf die Erdoberfläche zurückfallen oder permanente Umlaufbahnen um einen lokalen Planeten oder Stern einschlagen. Einige wesentlich kleinere Stücke könnten zu klein sein, um nachweisbare Lebenszeichen zu enthalten. Aber Partikel in der Größenordnung von einem Mikrometer könnten nicht nur ein Exemplar eines einzelligen Organismus beherbergen, sie könnten auch ihr Heimatsonnensystem ganz verlassen und unter den richtigen Umständen vielleicht sogar zu unserem gelangen.
„In meiner Studie untersuche ich diese Idee anhand vorhandener Daten zu den verschiedenen Aspekten dieses Szenarios. Die dabei beteiligten Distanzen und Zeiträume können enorm sein und verringern die Chance, dass Auswurfmaterial mit Lebenszeichen von einer anderen Welt überhaupt zu uns gelangen kann. Hinzu kommt die Anzahl der Phänomene im Weltraum, die kleine Objekte aufgrund von Hitze oder Strahlung zerstören können, was die Chancen noch weiter reduziert. Trotzdem schätze ich, dass jährlich etwa 100.000 solcher Körner auf die Erde fallen könnten. Da viele Unbekannte beteiligt sind, könnte diese Schätzung zu hoch oder zu niedrig sein, aber die Mittel, um sie zu erforschen, existieren bereits, sodass es sich um eine lohnenswerte Untersuchung handelt.“
Es ist möglich, dass solche Partikel bereits auf der Erde vorhanden sind, und zwar in großen Mengen, etwa konserviert in der antarktischen Eisdecke oder unter dem Meeresboden. Weltraumstaub an diesen Orten könnte relativ einfach geborgen werden, doch die Unterscheidung zwischen extrasolarem Material und Material, das aus unserem eigenen Sonnensystem stammt, bleibt eine komplexe Angelegenheit. Wenn die Suche jedoch auf den Weltraum selbst ausgedehnt wird, gibt es bereits Missionen, die Staub im Vakuum mithilfe von ultraleichten Materialien, sogenannten Aerogelen, einfangen.
„Ich hoffe, dass Forscher aus verschiedenen Bereichen an dieser Idee interessiert sind und beginnen, die Machbarkeit dieser neuen Suche nach extrasolarem Leben genauer zu untersuchen.“
International Journal of Astrobiology, doi: 10.1017/S147355042300006X