Gaia BH1 und Gaia BH2

Weltraumteleskop entdeckt unsichtbare Schwarze Löcher

Robert Klatt

Unsichtbare Schwarze Löcher Gaia BH1 und Gaia BH2 )tni.ase(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Normalerweise saugen Schwarze Löcher Sternentrümmer ein und erzeugen dabei Licht, über das sie erkannt werden können
  • Das Weltraumteleskop Gaia hat nun zwei Schwarze Löcher entdeckt, von denen kein Licht ausgeht
  • Die normalerweise unsichtbaren Schwarzen Löcher wurden über die Gravitationswirkung auf ihre Begleitsterne gefunden

Astronomen haben mit einer neuen Methode „unsichtbare“ Schwarze Löcher, von denen kein Licht ausgeht, entdeckt. Gaia BH1 und Gaia BH2 sind die erdnächsten Schwarzen Löcher.

Paris (Frankreich). Schwarze Löcher wie der Quasar TON 618 gehören zu den massereichsten Objekten im Universum. Sie besitzen somit eine enorme Gravitation, die angrenzende Sterne zerreißen kann. Anschließend bilden deren Trümmer eine Scheibe, aus der das Schwarze Loch neues Material gewinnt. Die Astronomie kann durch die Lichtemissionen des hineinfallenden Materials Schwarze Löcher identifizieren.

Ein Team der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) um Kareem El-Badry, Forscher am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA), hat nun mit einer neuen Methode „unsichtbare“ Schwarze Löcher entdeckt, von denen kein Licht ausgeht.

Erdnächste Schwarze Löcher

Laut der Publikation in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society sind die neuentdeckten Schwarzen Löcher Gaia BH1 und Gaia BH2 nur 1.560 Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie sind damit die erdnächsten Schwarzen Löcher. Weil die beiden Schwarzen Löcher eine zu große Entfernung zu Sternen haben, saugen sie keine Trümmerteile ein. Es entstehen also keine Lichtemissionen, was sie für normale Beobachtungsmethoden praktisch unsichtbar macht.

„Was diese neue Gruppe von Schwarzen Löchern von den bereits bekannten unterscheidet, ist ihr großer Abstand zu ihren Begleitsternen.“

Der große Abstand zu den Begleitsternen ist zudem ein Indiz dafür, dass Gaia BH1 und Gaia BH2 eine andere Entstehungsgeschichte als zuvor untersuchte Schwarze Löcher haben.

Gravitationswirkung offenbart Schwarze Löcher

Wie Timo Prusti erklärt, beobachten die Astronomen anstatt der Lichtemissionen mit dem Weltraumteleskop Gaia die Gravitationswirkung der Schwarzen Löcher.

„Die schwarzen Löcher wurden gefunden, indem winzige Schwankungen ihrer Begleitsterne aufgespürt wurden. Die Genauigkeit der Daten von Gaia war entscheidend für diese Entdeckung. Kein anderes Instrument ist zu solchen Messungen in der Lage.“

Laut der ebenfalls beteiligten Forscherin Yvette Cendes sind Gaia BH1 und Gaia BH2 keine „großen Fresser“.

„Das ist sehr aufregend, denn es deutet darauf hin, dass diese Schwarzen Löcher in weiten Umlaufbahnen im Weltraum tatsächlich häufig vorkommen - häufiger als Doppelsterne, bei denen das Schwarze Loch und der Stern näher beieinander liegen.“

Viele unentdeckte Schwarze Löcher?

Die Entdeckung von Gaia BH1 und Gaia BH2 ist in Indiz dafür, dass es noch viele andere unentdeckte Schwarze Löcher gibt, von denen keine Lichtemissionen ausgehen.

„Wir haben vermutet, dass es schwarze Löcher in größeren Systemen geben könnte. Wir müssen unsere Theorien über die Entwicklung von Doppelsternsystemen anpassen. Denn es ist noch nicht klar, wie sich diese Systeme bilden.“

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/stad799

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