Robert Klatt
Eine neue Beobachtungstechnik erlaubt die genauere Analyse von Exoplaneten. Astronomen konnten damit nun Rekordwinde auf dem Exoplaneten WASP-127b messen.
Göttingen (Deutschland). Der Exoplanet WASP-107b befindet sich im Sternbild Jungfrau und ist rund 200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Internationale Astronomen unter Leitung der Georg-August-Universität Göttingen haben mit dem Teleskop CRIRES am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der Atacama-Wüste in Chile nun gemessen, dass es auf dem Exoplaneten extrem starke Winde gibt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics erreicht die Windgeschwindigkeit am Äquator 33.000 Kilometern pro Stunde (km/h). Wie die Forscher erklären, helfen die neuen Erkenntnisse dabei, die Atmosphäre von Planeten in anderen Sonnensystem besser zu verstehen.
„Diese genaue Untersuchung der Atmosphäre von WASP-127b hilft, theoretische Modelle zur Atmosphärenzirkulation zu überprüfen. WASP-127b mit seinen einzigartigen atmosphärischen Eigenschaften und rasenden Winden ist ein faszinierendes Beispiel für die atmosphärische Dynamik auf Planeten weit jenseits unseres Sonnensystems.“
Die Astronomie konnte bis vor kurzem lediglich den Radius und die Masse von extrasolaren Planeten messen. Dank der hochauflösenden Infrarot-Spektroskopie ist es nun möglich, deutlich mehr Messungen durchzuführen. Beim Exoplaneten WASP-127b konnten die Wissenschaftler so Wasserdampf und Kohlenmonoxid in der Atmosphäre feststellen.
Bei der Analyse der Atmosphärenzusammensetzung haben sie zudem überraschend festgestellt, dass ein Teil der Atmosphäre sich mit rund 33.000 km/h von ihnen entfernt und ein anderer Teil mit 33.000 km/h auf sie zubewegt. Laut den Forschern zeigt dies, dass auf dem Exoplaneten WASP-127b extrem starke Winde existieren, die mehrfache Überschallgeschwindigkeit erreichen.
Die Astronomen um Dr. Lisa Nortmann haben zudem entdeckt, dass die deutlichen Geschwindigkeitsunterschiede des Windes den Exoplaneten WASP-127b in mehrere Regionen unterteilen. Im Gegensatz zu Planeten aus unserem Sonnensystem können diese Teile jedoch nicht optisch voneinander unterschieden werden.
Astronomy & Astrophysics, doi: 10.1051/0004-6361/202450438