Robert Klatt
Botaniker haben sechs neue fleischfressende Sonnentau-Arten aus Westaustralien anhand von Fotos aus sozialen Netzwerken entdeckt.
München (Deutschland). In den letzten Jahren haben Artenforscher anhand von Fotos, die von Privatleuten in sozialen Netzwerke wie Facebook und Instagram geteilt wurden, zahlreiche neue Arten entdeckt. Botaniker um Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben nun weitere fleischfressende Pflanzen mithilfe der sozialen Netzwerke identifiziert.
Laut der Publikation im Fachmagazin Biology haben die Forscher vier zuvor unbekannte fleischfressende Pflanzen auf den im Internet geteilten Bilder entdeckt. Anschließend fanden sie zwei weitere Pflanzenarten als sie die Orte der Bilder in Westaustralien besuchten. Alle neue entdeckten Pflanzenarten sind fleischfressende Sonnentau-Arten. Bislang waren vom sogenannten Drosera-microphylla-Artkomplex lediglich drei Arten bekannt.
Aufnahmen von Hobbyfotografen und Bürgerwissenschaftlern sind inzwischen eine der größten Datenquellen für Biodiversitätsforscher. Wie Fleischmann erklärt, sind die oft zufällig publizierten Fotos deshalb von hoher Bedeutung für den globalen Tier- und Pflanzenschutz.
„Vor allem die Ermittlung von Verbreitungsgebieten sehr seltener Arten wäre uns ohne diese zusätzliche Datenfülle gar nicht möglich.“
Laut Fleischmann helfen die Daten dabei, neue Tier- und Pflanzenarten vor ihrem Verschwinden von der Erde zu entdeckten.
„Ein Wettlauf gegen die Zeit. Viele Lebewesen würden aussterben, ohne vorher jemals gekannt worden zu sein.“
In vielen Bereichen, etwa bei optisch auffälligen fleischfressenden Pflanzen, übertreffen die Beobachtungsdaten von Laienwissenschaftlern in den sozialen Netzwerken inzwischen die wissenschaftlichen Biodiversitätsdatenbanken deutlich. Als Beispiel nennt die Botanischen Staatssammlung München eine Sonnentau-Art aus Südafrika, von der es im Jahr 2018 drei historischen Herbarbelege sowie sieben Fotos auf einer Citizen-Science-Webseite gab.
Inzwischen umfasst die Citizen-Science-Webseite 307 Beobachtungen der Pflanzenart, die von 131 naturinteressierten Hobbyforschern stammen. Die Anzahl der bekannten Herbarbelege hat sich hingegen nicht verändert.
Biology, doi: 10.3390/biology12010141