Holzbiomasse

Ältere Bäume wachsen durch höhere CO₂-Konzentration stark

Robert Klatt

Englische Eiche (Quercus robur) )kcotS ebodAaicilic(Foto: © 

Alte Bäume produzieren bei einer höheren CO₂-Konzentration deutlich mehr Holz. Wälder haben somit ein größeres Klimaschutzpotenzial als bisher angenommen wurde.

Edgbaston (England). Pflanzen binden beim Wachstum CO₂ aus der Atmosphäre und lagern es als neue Biomasse ein. Forscher der Universität Birmingham um Richard Norby haben im Rahmen des BIFoR FACE-Experiment deshalb untersucht, wie die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre, die laut einer Studie der Oregon State University (OSU) aktuell schneller als in den letzten 50.000 Jahren zunimmt, sich auf die Biomasseproduktion bei alten Bäumen auswirkt.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Climate Change wurde das Experiment in einem 180 Jahre alten Laubwald mit 26 Meter hohen Englischen Eichen (Quercus robur) durchgeführt. In dem Wald wurden sechs Parzellen mit einem Durchmesser von 30 Metern errichtet, von denen bei der Hälfte die CO₂-Konzentration künstlich erhöht wurde. Es konnte so analysiert werden, ob eine höhere CO₂-Konzentration das Wachstum der alten Bäume beeinflusst.

Höhere Holzproduktion durch CO₂

Das Experiment zeigt, dass eine höhere CO₂-Konzentration die Holzproduktion der alten Eichen stark erhöht. Eine CO₂-Konzentration von 150 Parts per million (ppm), die etwa 40 Prozent über der aktuellen CO₂-Konzentration der Erdatmosphäre liegt, führt demnach dazu, dass die Holzproduktion über einen Zeitraum von sieben Jahren um 9,8 Prozent zunimmt. Blätter, feine Wurzeln und andere Strukturen, die das eingelagerte CO₂ schnell wieder in die Atmosphäre abgeben, sind hingegen durch die höhere CO₂-Konzentration nicht schneller gewachsen.

„Unsere Ergebnisse widerlegen die Annahme, dass ältere, reife Wälder nicht auf steigende CO₂-Werte in der Atmosphäre reagieren können. Die Art und Weise, wie sie reagieren, hängt jedoch wahrscheinlich von der Nährstoffversorgung des Bodens ab.“

Alte Bäume haben hohes Klimaschutzpotenzial

Die Wissenschaftler erklären zudem, dass die Experimente alte These widerlegen, laut denen alte Wälder nahezu nicht auf höhere CO₂-Konzentrationen reagieren sollen. Es wird somit deutlich, dass auch alte Wälder als mittelfristige Kohlenstoffsenken dienen können und dass eine nachhaltige Forstwirtschaft dabei helfen kann, den Klimawandel zu verlangsamen. Zuvor wurde dieser Effekt experimentell nur mit jungen Baumplantagen, die deutlich schneller wachsen, belegt.

„Der Nachweis aus dem BIFoR FACE-Experiment, dass die Produktion von Holzbiomasse signifikant gesteigert wurde, unterstützt die Rolle reifer, lang etablierter Wälder als natürliche Klimaschutzlösungen in den kommenden Jahrzehnten, während die Gesellschaft darum kämpft, ihre Abhängigkeit von Kohlenstoff zu verringern.“

Die zusätzliche CO₂-Speicherung eines Hektar alten Waldes mit Englischen Eichen entspricht jedoch nur etwa einem Prozent der Emissionen, die ein großes Passagierflugzeug auf einem Flug von London nach New York ausstößt. Die gesamte Menge des durch die Bäume aufgenommenen CO₂ ist rund zehnmal höher.

Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-024-02090-3

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