Robert Klatt
In Südafrika wurde der älteste aktive Termitenhügel der Erde entdeckt. Die Bauten der Termiten sind älter als die Höhlenmalereien in Europa und entstanden, als große Eisschilde die Nordhalbkugel bedeckt haben. Erkenntnisse, die bei der Analyse der Termitenhügel gewonnen wurden, können gegen den Klimawandel helfen.
Stellenbosch (Südafrika). Termitenhügel der südlichen Erntetermite (Microhodotermes viator) können ein hohes Alter erreichen. Forscher der Stellenbosch University (SU) um Dr. Michele Francis haben entlang des Buffels River in Namaqualand nun den ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Science of The Total Environment ist der Termitenhügel rund 34.000 Jahre alt, wird noch immer von Termiten bewohnt und kann der Wissenschaft wertvolle Informationen über das prähistorische Leben, den Klimawandel und den Kohlenstoffkreislauf der Erde liefern.
„Jüngste Radiokarbondatierungen haben ergeben, dass diese Hügel weit älter sind als alle bisher bekannten, mit einigen Datierungen, die bis zu 34.000 Jahre zurückreichen – das ist älter als die ikonischen Höhlenmalereien in Europa und sogar älter als das letzte glaziale Maximum, als große Eisschilde einen Großteil der nördlichen Hemisphäre bedeckten.“
Radiokarbondatierung des organischen Kohlenstoffs des Termitenhügels zeigen, dass dieser zwischen 13.000 und 19.000 Jahre alt ist. Der Karbonat des Termitenhügels ist hingegen etwa 34.000 Jahre alt und macht die Bauten der Termiten in Südafrika damit zu den ältesten aktiven Termitenhügeln der Erde. Der zuvor älteste bekannte Termitenhügel befindet sich in Brasilien und ist etwa 4.000 Jahre alt.
„Um das ins richtige Verhältnis zu setzen: Diese Termitenhügel waren bereits uralt, als Wollmammuts noch die Erde bevölkerten. Während des letzten glazialen Maximums vor etwa 20.000 Jahren bedeckten riesige Eisschilde Teile Nordamerikas, Europas und Asiens. Diese Hügel waren damals bereits tausende Jahre alt und bieten ein lebendiges Archiv der Umweltbedingungen, die unsere Welt geformt haben.“
Laut den Forschern liefern die alten Termitenhügel in Südafrika wertvolle Informationen zum prähistorischen Klima der Erde und zeigen, dass es in der Region während ihrer Entstehung deutlich mehr Regen gab als aktuell. Dieses feuchtere Klima ermöglichte es, dass Mineralien wie Kalzit und Gips sich auflösten und ins Grundwasser gelangten. Dieser Prozess ist entscheidend für das Verständnis natürlicher Kohlenstoffspeicherungsprozesse.
„Die Entdeckung dieser Hügel ist vergleichbar mit dem Lesen eines alten Manuskripts, das alles verändert, was wir über die Geschichte zu wissen glaubten. Ihr Alter und die Einblicke, die sie in alte Ökosysteme bieten, machen sie zu einem Kandidaten für die globale Anerkennung als Naturwunder.“
Zudem offenbaren die alten Termitenhügel zwei Mechanismen zur CO₂-Speicherung. Zum einen injizieren die Ernteaktivitäten der Termiten jüngeres organisches Material tief in ihre Nester, was zu einer kontinuierlichen Erneuerung wichtiger Bodenkohlenstoffreservoirs in der Tiefe führt, wo sie länger erhalten bleiben als an der Oberfläche. Zum anderen bieten diese kalkhaltigen Termitenhügel eine Möglichkeit, CO₂ zu entfernen, wenn das Bodenmineral Kalzit sich auflöst. Dies stellt eine langfristige Kohlenstoffspeicherung dar, die Unternehmen nachahmen möchten, um ihre Kohlenstoffbilanz zu verbessern.
„Durch das Studium dieser Hügel können Wissenschaftler ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie man den Klimawandel bekämpft, indem man die natürlichen Prozesse zur Kohlenstoffspeicherung nutzt. Sie heben auch die Bedeutung des Schutzes unserer natürlichen Welt hervor, da diese winzigen Ingenieure unsere Umwelt seit zehntausenden von Jahren formen.“
Science of The Total Environment, doi: 10.1016/j.scitotenv.2024.171760