Robert Klatt
Immer mehr Katzenbesitzer ernähren ihre Tiere vegan. Eine Studie hat nun untersucht, ob eine fleischlose Ernährung sich für Katzen eignet.
Winchester (England). Eine Studie der University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC) hat kürzlich gezeigt, dass eine fleischlose Ernährung Hunde ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen kann. Forscher der Universität von Winchester um Andrew Knight haben nun untersucht, ob Katzen, die zu den Raubtieren (Carnivora) gehören und normalerweise primär Fleisch fressen, ebenfalls vegan ernährt werden können.
Laut der Publikation im Fachmagazin PLOS ONE haben die Wissenschaftler Daten von 1.369 Katzenhaltern erfasst, die ihre Tier seit mindestens einem Jahr entweder fleischhaltig oder vegan ernährt haben. Ein Großteil der Katzen erhielt fleischhaltiges Futter (91 %), die übrigen Katzen vegane Kost (9 %).
Um den Gesundheitszustand der Katzen zu erfassen, haben die Forscher 22 spezifische Gesundheitsstörungen abgefragt. Bei den vegan ernährten Katzen berichteten 37 Prozent der Besitzer von mindestens einer Gesundheitsstörung und bei den karnivor ernährten Katzen 42 Prozent.
Die vegan ernährten Katzen erhielten zudem seltener (4 %) eine spezielle therapeutische Diät als die fleischfressenden Katzen (8 %). Überdies benötigten die veganen lebenden Katzen laut den Angaben der Besitzer seltener Medikamente und waren seltener zweimal oder öfter in einem Jahr beim Tierarzt als die karnivor lebenden Tiere.
Die Forscher geben selbst zu, dass die gesundheitlichen Vorteile, die in der Studie für vegan ernährte Katzen festgestellt wurden, mit einer Ausnahme statistisch nicht signifikant sind. Das heißt, die Ergebnisse sind nicht besonders aussagekräftig.
„Die begrenzte Anzahl an Katzen in unserer Stichprobe, die vegan ernährt wurden (127 von 1369 Untersuchten oder 9,3 Prozent), könnte die Feststellung statistisch signifikanter Effekte bis zu einem gewissen Grad verhindert haben.“
Die Autoren der Studie betonen außerdem, dass ProVeg International, eine Organisation, die eine pflanzenbasierte Ernährung fördert, zwar die Finanzierung übernommen hat, jedoch keinen Einfluss auf die Gestaltung, Durchführung oder Auswertung der Umfrage hatte.
Ellen Kienzle, Professorin für Tierernährung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) äußert Bedenken bezüglich des Studiendesigns. Laut der Tierernährungsexpertin sind Onlineumfragen problematisch, weil die Antworten der Besitzer durch ihre persönlichen Ansichten, beispielsweise in Bezug auf Tiermedizin oder pflanzliche Ernährung, verzerrt sein könnten. Kienzle merkt jedoch an, dass es keine allgemein anerkannten Beweise gibt, die eine vegane Ernährung für Katzen kategorisch ausschließen.
„Aber solange es keine gesicherten Erkenntnisse über die vegane Ernährung von Katzen gibt, ist die fleischlose Diät ein Tierversuch, für den ich als Wissenschaftlerin eine Genehmigung bräuchte.“
PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0284132