Robert Klatt
Die hohe Nachfrage nach Froschschenkeln in der EU gefährdet die Wildfroschpopulationen in den Herkunftsländern stark. Um das Aussterben der Tierarten zu verhindern, müssen schnellstmöglich Maßnahmen ergriffen werden.
Bonn (Deutschland). Die Länder der Europäischen Union (EU) haben zwischen 2010 und 2019 über 40 Millionen Kilogramm Froschschenkel importiert. In den Herkunftsländern wurden dafür etwa zwei Milliarden Frösche getötet. Eine Studie im Fachmagazin Nature Conservation publizierte Studie des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn zeigt nun, dass Europas Froschhunger die Wildfroschpopulationen gefährdet. Die Autoren um Mark Auliya plädieren deshalb dafür, dass die EU schnellstmöglich Maßnahmen zum Schutz der Frösche umsetzt, um das Aussterben der Tierarten zu verhindern.
„Der internationale Handel mit Froschschenkeln ist ein Schwarzes Loch: sei es wegen des Mangels an artspezifischen Handelsdaten, die erforderlich sind, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten, oder wegen der zahlreichen Fehletikettierungen im Handel oder der schwierigen Identifizierung der Arten, sobald sie verarbeitet, gehäutet und gefroren sind.“
Die EU-Länder importierten seit Jahrzehnten Froschschenkel, um die hohe Nachfrage zu decken. Ein Großteil davon wird in Frankreich verbracht. In den 1970er und 1980er Jahren stammten die Importe primär aus Bangladesch und Indien. Weil die südasiatischen Wildfroschpopulationen durch die intensive Jagd eingebrochen sind, haben die beiden Länder den Export von Froschprodukten inzwischen aber verboten.
Aktuell werden Froschschenkel deshalb hauptsächlich aus Indonesien importiert. Weitere Herkunftsländer sind Albanien, Vietnam und die Türkei. Laut der Studie des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels sind die Bestände der großen Frösche mit fleischigen Schenkeln in diesen Ländern inzwischen jedoch auch stark gesunken. Diese Entwicklung verursacht einen Dominoeffekt, der dazu führt, dass die Jäger sich der nächsten Froschart zuwenden, wenn von einer Spezies nahezu alle Exemplare gefangen wurden.
Wie die Forscher erklären, sind Froschfarmen keine Lösung, weil diese permanent mit neuen Wildfängen aufgefüllt werden müssen. Problematisch ist zudem, dass solche Unternehmen nicht nur einheimische Arten aufziehen, sondern auch ausländische Arten wie Nordamerikanische Ochsenfrösche (Lithobates catesbeianus). Wenn diese aus einer Froschfarm ausbrechen, können sie sich in der Umwelt stark vermehren und dadurch die einheimischen Amphibien gefährden.
Nature Conservation, doi: 10.3897/natureconservation.51.93868