Fortpflanzung

Fledermaus mit Riesenpenis paart sich ohne Penetration

Robert Klatt

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) vor der Paarung )kcotS ebodAgrebnemulbd(Foto: © 

Breitflügelfledermäuse haben einen so großen Penis, dass keine Penetration möglich ist. Aufzeichnungen zeigen nun, wie die bis zu 12,7 Stunden lange Paarung trotzdem funktioniert.

Berlin (Deutschland). In der Biologie ging man bisher davon aus, dass sich Fledermäuse, wie alle anderen Säugetiere, durch Penetration paaren. Die nächtliche und versteckte Lebensweise der Tiere machte es aber schwer, die Fortpflanzung zu beobachten. Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der Université de Lausanne (UNIL) um Nicolas Fasel haben deshalb in den Rückzugsquartieren von Breitflügelfledermäusen (Eptesicus serotinus) Kameras installiert, die die Tiere als Halterung nutzen konnten.

„Das Kopulationsverhalten ist eine der wesentlichen Säulen der sexuellen Selektion, gleichzeitig ist es bei vielen Arten noch rätselhaft.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Current Biology konnten die Biologen dadurch erstmals die Paarung der Fledermausart von unten filmen.

Breitflügelfledermäusen besitzt Riesenpenis

Laut den Aufzeichnungen vergrößerte sich das Genital des Fledermausmännchens stark und erreicht eine Länge von etwa 16,5 Millimetern, was 20 Prozent der Gesamtkörperlänge des Tieres entspricht. Das erigierte Glied ist damit etwa siebenmal länger war als die Vagina und besitzt eine herzförmig verdickte Spitze, die mit einem Durchmesser von 7,5 Millimetern deutlich größer ist als die nur etwa 1,1 Millimeter große Vaginalöffnung der Fledermausweibchen.

„Wir haben uns gewundert, wie das funktionieren soll. Aber wir dachten, dass es vielleicht wie bei den Hunden ist, bei denen der Penis erst nach der Penetration zu voller Größe anschwillt.“

Die Videos zeigen aber, dass es bei den beobachteten Breitflügelfledermäusen nicht zur sogenannten Kopulationssperre kommt, sondern dass das Genital der Männchen von Anfang an zu groß für eine Penetration ist. Es muss bei den Tieren deshalb zu einer Abweichung vom üblichen Paarungsverhalten kommen.

Kopulation der Breitflügelfledermäuse

Laut den Aufzeichnungen können sich die Breitflügelfledermäuse trotz des großen Penis fortpflanzen, weil sie einen einzigartigen Kopulationsprozess besitzen. Bei diesem beißt das Männchen das Weibchen leicht in den Nacken und führt dabei am Unterleib Bewegungen aus. Mit seinem großen Penis legt das Männchen dabei die Genitalöffnung des Weibchens frei, die ansonsten von der breiten Schwanzhaut verdeckt wird. Anschließend erfühlte die Fledermaus mit seinem Penis die Vaginalöffnung und beide Tiere hielten still.

„Fledermäuse benötigen ihre Schwanzhäute normalerweise zum Fliegen, aber die Weibchen können sie auch dazu nutzen, ihren Unterleib zu bedecken und sich so vor Männchen zu schützen. Aber die Männchen verwenden ihr großes Genital, um Schwanzhaut zur Seite zu schieben.“

Paarung ohne Kopulation

Wie die Videos zeigen, führt das Fledermausmännchen bei Paarung sein Genital nicht in die Vagina des Weibchens ein, sondern presst sich nur von außen an die Vaginalöffnung, um seine Spermien zu übertragen. Im Durchschnitt verweilen die Fledermäuse 53 Minuten in dieser Position, wobei die längste dokumentierte Paarung 12,7 Stunden dauerte.

„Nach der Kopulation erschien das Fell am Hinterleib des Weibchens nass, was auf die Präsenz von Ejakulat und Spermien hindeutet.“

Die Breitflügelfledermäuse sind damit die erste bekannte Säugetierart, bei der eine Paarung ohne Penetration belegt ist. Ob diese Art der nicht penetrierenden Paarung auch bei anderen Fledermausarten vorkommt, steht noch zur Untersuchung an.

„Unter der Annahme, dass während dieser Paarungen tatsächlich Spermien übertragen wurden, enthüllt unsere Studie damit ein für Säugetiere völlig neues Kopulationsmuster.“

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.09.054

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