Robert Klatt
Das Great Barrier Reef wurde durch Massenbleichen stark beschädigt. Nun haben gezüchtete Korallen, die das Riff retten sollen, sich erstmals in der freien Umwelt fortgepflanzt.
Fitzroy Island (Australien). Im letzten Sommer hat eine Hitzewelle laut Daten der australischen Regierung etwa 90 Prozent der Korallen des Great Barrier Reef beschädigt. Das Korallenriff wurde damit in nur sieben Jahren von insgesamt vier Massenbleichen getroffen. In 654 der 719 (91 %) untersuchten Riffe haben Wissenschaftler einen gewissen Grad an Korallenbleiche entdeckt.
Die Reef Restoration Foundation (RRF) züchtet deshalb auf Fitzroy Island aus Fragmenten, die die Massenbleiche überlebt haben, neue Korallen. Diese werden verwendet, um abgestorbene Korallen des Great Barrier Reef zu ersetzen. Wie der Biologe Azri Saparwan erklärt, hoffen die Forscher, dass diese Korallen resilienter gegen den Klimawandel sind.
„Wir wissen, dass der Klimawandel die größte Bedrohung darstellt.“
Die 2018 auf der Aufzuchtstation angepflanzten Acropora-Korallen wurden bereits in das Great Barrier Reef gebracht und haben dort einen Durchmesser von etwa einem Meter erreicht. Wie der Guardian berichtet, haben die Korallen nun erstmals abgelaicht. Saparwan bezeichnet dies als einen Meilenstein
Korallen pflanzen sich fort, indem sie massenweise Eier und Spermien in das Meer absondern. Im Great Barrier Reef entstehen dadurch Milliarden an Larven, aus denen sich neue Korallenkolonien bilden.
Die RRF hat inzwischen 33 Aufzuchtstationen für Korallen etabliert, in denen jeweils etwa 100 Korallen wachsen. Laut Saparwan können diese gezüchtete Korallen aber nur einen kleinen Teil zum Erhalt des Great Barrier Reef beitragen.
„Selbst wenn man eine oder zwei Millionen Korallen pflanzen würde, wäre das nicht so viel, wie das Great Barrier Reef aufnehmen kann.“
Insgesamt besteht das Great Barrier Reef, das etwa so groß wie Italien ist, aus mehr als 3.000 einzelnen Korallenriffen.
Auch Nathan Cook, eine Meereswissenschaftlerin von Reef Ecologic, erklärt, dass die Riffrestauration die Effekte des Klimawandels nicht ausgleichen kann.
„Die Wiederherstellung von Riffen ist kein Allheilmittel für größere Anstrengungen zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels und der Kohlenstoffemissionen. Das sollte das erste sein, worauf wir achten sollten. Die Wiederherstellung von Riffen kann aber in einem kleinen lokalen Maßstab etwas bewirken.“