Robert Klatt
Genveränderte Tomaten produzieren deutlich mehr Provitamin D3. In einigen Jahren sollen die Beeren als Mittel gegen Vitamin-D-Mangel in den Handel kommen.
Norwich (England). Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt bei mindestens einer Milliarde Menschen ein Vitamin-D-Mangel vor. Vitamin-D ist essenziell für die Knochen und Muskeln. Bei einem Mangel steigt das Risiko für Krebs, Parkinson, Demenz und andere Krankheiten deutlich. Wissenschaftler des Norwich Research Park haben deshalb Tomaten erschaffen, die einen Vitamin-D-Mangel verhindern können.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Plants veränderten sie dazu die Gene der Tomaten so, dass diese mehr Provitamin D3 (7-Dehydrocholesterin) produzieren. Provitamin D3 kann sowohl in Vitamin D3 als auch in Cholesterin umgewandelt werden. Dies ist primär davon abhängig, welche Enzyme vorhanden sind. Damit das Provitamin D3 in den Pflanzen nicht in Cholesterin umbaut wird, blockierten die Wissenschaftler zusätzlich das für notwendige Enzym. Das Provitamin D3 kann sich somit in den Pflanzen ansammeln.
Anschließend pflanzten die Wissenschaftler die gentechnisch veränderten Pflanzen an. Sie konnten so nachweisen, dass die Früchte und Blätter der Tomatenpflanzen tatsächlich signifikant mehr des Vitamin-D-Vorläufers enthalten. Hinweise auf ein gestörtes Wachstum oder andere Nebenwirkungen der Genveränderung gab es nicht.
Laut der Analyse enthält eine der Tomaten im Mittel etwa so viel Provitamin D3 wie 28 Gramm Thunfisch oder zwei mittelgroße Eier. Die Tomaten eignen sich deshalb besonders für Veganer und Vegetarier, bei denen es überdurchschnittlich oft zu einem Vitamin-D-Mangel kommt. Weil die Pflanze bisher noch nicht für den kommerziellen Anbau außerhalb eines Labors optimiert wurde, wird es längere Zeit dauern, bis sie in den Handel kommt.
Nature Plants, doi: 10.1038/s41477-022-01154-6