Robert Klatt
Haie können sich bei Verletzungen schnell erholen und sind sehr Widerstandsfähigkeit. Die einzigartige Molekularbiologie der Fische könnte die Basis für neue Medikamente bilden.
Solna (Schweden). Haie können sich bei Verletzungen schnell erholen und haben eine hohe Widerstandsfähigkeit, die sie laut einer Studie der Universität Miami auch gegen Quecksilber, Blei und Arsen schützt. Die Heilfähigkeit, die sich deutlich von anderen Fischarten unterscheidet, wurde bisher unter kontrollierten Laborbedingungen kaum untersucht, obwohl es in der Forschung die Annahme gibt, dass chemischen Verbindungen der Haifischhaut großes biomedizinisches Potenzial besitzen.
Wissenschaftler des Karolinska Instituts haben deshalb die Biochemie des Dornhais (Squalus acanthias) und anderer Knorpelfischarten im Marine Biological Laboratory (MBL) näher untersucht. Laut ihrer Publikation im International Journal of Molecular Sciences sollte die Studie neues Wissen zur einzigartigen Biochemie der Haut dieser Fische schaffen.
„Unser Ziel in dieser Arbeit war es, die Haifischhaut auf molekularer Ebene zu charakterisieren, was noch nicht eingehend gemacht wurde.“
Im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Fischarten, deren glatte Haut von einer dicken, schleimigen Schicht Schleim geschützt ist, haben Haie raue Haut, die sich anfühlt wie Schmirgelpapier. Es war deshalb unklar, ob Haie überhaupt eine schützende Schleimschicht besitzen.
„Viel mehr ist über die Biologie der Fische bekannt als über die Biologie der Haie, aus offensichtlichen Gründen. Fische sind leichter zu handhaben, und es besteht ein größeres kommerzielles Interesse an ihnen.“
Die Untersuchung der Haie und Rochen zeigt, dass deren Haut ebenfalls eine sehr dünne Schleimschicht besitz. Die chemische Zusammensetzung ist weniger sauer als bei Knochenfischen und der fast neutrale Haifischschleim ähnelt dem Schleim einiger Säugetierarten, einschließlich einiger menschlicher Schleime,
Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Haie eine besonders Molekularbiologie besitzen, die sie von anderen Fischen abgrenzt. Ihre einzigartige Biologie birgt wahrscheinlich eine Fülle von biomedizinischen Anwendungen für den Menschen.
Als ein konkretes Beispiel nennen die Autoren Mucin, aus dem verschiedene Wundpflegebehandlungen entwickelt werden könnten. In der Medizin werden bereits Wundbehandlungsprodukte aus Kabeljau verwendet. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass auch aus Haifischhaut ähnliche Medikamente produziert, werden können.
„Neben der menschlichen Relevanz ist es auch wichtig, diese erstaunlichen Tiere zu charakterisieren, mehr über sie und ihr Überleben in ihrer Umgebung zu erfahren. Ich denke, das ist nur der erste Schritt zu einem noch tieferen molekularen Verständnis.“
Weitere Studien sollen die biochemischen Eigenschaften von anderen Hai- und Rochenarten, darunter Katzenhaie (Scyliorhinus retifer) und der kleine Rochen (Leucoraja erinacea), untersuchen. Diese Arbeiten umfassen eingehende Untersuchungen der verschiedenen Zelltypen in der Haut auf einer Einzelzellebene und sehen sich auch die Heilfähigkeiten der Haifischhaut genauer an.
„Tiere, die evolutionär weit von uns entfernt sind, können uns trotzdem sehr wichtige Informationen liefern, die für Menschen relevant sind.“
International Journal of Molecular Sciences, doi: 10.3390/ijms241814331