Robert Klatt
Tierfutter mit einer hohen Konzentration an Cannabinoiden aus Nutzhanf kann Milchkühe „high“ machen, die Milchleistung reduzieren und die Milch mit psychoaktiven Substanzen kontaminieren.
Berlin (Deutschland). Der kommerzielle Hanfanbau hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, weil es in immer mehr Ländern zu einer Liberalisierung der Cannabisvorschriften kam. Aus dem Nutzhanf werden unter anderem Hanfsaaten, Fasern und Cannabinoide wie das pharmakologisch wirksame Cannabidiol (CBD) und das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) gewonnen.
Die bei der Produktion anfallenden Reste können zudem als Tierfutter verwendet werden. In der Wissenschaft existiert jedoch die Befürchtung, dass dadurch Cannabinoide in Lebensmittel tierischen Ursprungs übergehen könnten. Diese These wurde bisher jedoch kaum untersucht. Ein Team des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) um Bettina Wagner hat deshalb eine Studie durchgeführt, in der zehn Milchkühe mit zwei verschiedenen Qualitäten und Quantitäten von Hanf gefüttert wurden.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Foods erhielten die Kühe aus der ersten Gruppe 0,92 kg Industriehanf mit einem sehr geringen Cannabinoidanteil täglich. Bei den Tieren wurde das Verhalten und die Milch durch den Hanf nicht beeinflusst.
Die Kühe aus der zweiten Gruppe erhielten 0,84 bis 1,68 kg Nutzhanf mit einem hohen Cannabinoidanteil täglich. Dieser verursachte bei den Tieren auffällige Verhaltensänderungen, darunter unruhige und unsichere Bewegungen, vermehrtes Gähnen und ein erhöhter Speichelfluss. Ab dem zweiten Studientag reduzierten die Kühe dieser Gruppe außerdem ihre Milchleistung und ihre Futteraufnahme.
Eine Analyse der Milch der Kühe aus der zweiten Gruppe zeigte zudem, dass diese einen hohen THC-Gehalt besitzt. Bei bestimmten Verbrauchergruppen könnte der Konsum dieser Milch zu einer Überschreitung der Referenzdosis führen.
Nature Foods, doi: 10.1038/s43016-022-00623-7