Drei Umweltfaktoren

Höhere Temperatur nützt Haien, doch das CO₂ in den Meeren gefährdet sie

 Robert Klatt

Weißer Hai )kcotS ebodAkcotseriW(Foto: © 

Haie und Rochen haben fünf Massenaussterben überlebt. Nun wurde untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Tiergruppe auswirkt.

Wien (Österreich). Knorpelfische, zu denen auch Haie und Rochen gehören, leben seit 450 Millionen Jahren auf der Erde und haben somit fünf Massenaussterben überlebt. Die Tiergruppe umfasst heute über 1.200 bekannte Hai- und Rochenarten, von denen etwa ein Drittel vom Aussterben bedroht ist. Die Gründe dafür sind die Überfischung und die Zerstörung der Ökosysteme der Fische. Forscher der Universität Wien haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, wie der Klimawandel Haie und Rochen beeinflusst.

„Auch die aktuelle rasche Klimaerwärmung könnte sich negativ auf diese Tiergruppe auswirken – wie genau, haben wir uns nun in einer internationalen Studie anhand von früheren Klimaveränderungen angesehen.“

Artenvielfalt von Haien und Rochen im Jura und der Kreidezeit

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Biology haben die Wissenschaftler untersucht, wieso sich in den Epochen der Erdgeschichte Jura (200-143 Mio. Jahre) und der Kreidezeit (143-66 Mio. Jahre) eine so hohe Anzahl an Hai- und Rochenarten entwickelt hat. Die Forscher haben dazu mehr als 20.000 fossile Hai- und Rochenzähnen analysiert, um die in den jeweiligen Epochen lebenden Arten zu bestimmen. Anschließend haben sie die Arten mit den jeweiligen Klima- und Umweltbedingungen verknüpft.

„Uns ging es darum zu verstehen, welche Umweltfaktoren die Diversität von Haien und Rochen beeinflussen, um so auch mögliche Zukunftsszenarien in Hinblick auf die aktuelle Klimaerwärmung entwerfen zu können.“

Drei Umweltfaktoren sind entscheidend für Hai- und Rochenvielfalt

Die Analyse zeigt, dass die Evolution der Hai- und Rochenarten und die Artenvielfalt der Tiergruppe maßgeblich von drei Umweltfaktoren abhängt. Die Artenvielfalt nimmt demnach durch höhere Wassertemperaturen und mehr Flachwasserbereiche zu, sinkt aber durch einen höheren CO₂-Gehalt.

„Wir können die genauen Mechanismen, die den negativen Effekt von CO₂ auf die Artenvielfalt von Haien und Rochen haben, noch nicht vollständig erklären.“

Experimente mit aktuell lebenden Hai- und Rochenarten zeigen, dass eine höhere CO₂-Konzentration im Wasser direkte physiologische Effekte bei den Tieren auslöst, darunter eine Beeinflussung der Sinnesorgane und eine gestörte Entwicklung von Embryonen. Die rekonstruierten Klimadaten zeigen zudem, dass mehrere Hai- und Rochenarten ausgestorben sind, als die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre und den Meeren besonders hoch war.

Höhere Temperaturen fördern Haie und Rochen

Die Studie zeigt zudem, dass der aktuelle Klimawandel und die dadurch ansteigenden Temperaturen sich positiv auf Haie und Rochen auswirken könnten. In der Evolutionsgeschichte nahm die Artenvielfalt zu, wenn die Temperaturen hoch waren. Laut den Forschern liegt dies daran, dass dadurch die Lebensbedingungen der Fische während des ganzen Jahres gut waren. Außerdem hat der Anstieg des Meeresspiegels in diesen Zeiten sich positiv ausgewirkt.

„Die so entstandenen Lebensräume in flachen Meeren, die weite Kontinentalflächen bedecken sind richtige Biodiversitäts-Hotspots; Haien und Rochen konnten diese durch ihre Anpassungsfähigkeit sehr schnell und effizient besiedeln.“

Zusammenfassend erklären die Forscher jedoch, dass der aktuelle Klimawandel und die sich dadurch schnell veränderten Umweltbedingungen problematisch für Haie und Rochen sind. In Kombination mit der Überfischung und dem schnell zunehmenden CO₂-Gehalt der Meere ist es deshalb unwahrscheinlich, dass die Tierarten von den aktuellen Entwicklungen profitieren.

„Derzeit verändert sich die Umwelt besonders schnell – leider wahrscheinlich zu schnell für die Tiere und ihre Ökosysteme.“

Die Forscher sprechen sich angesichts der hohen Anzahl bedrohter Hai- und Rochenarten dafür aus, diese besser zu schützen. Dies erhält nicht nur die Tierarten, sondern ganze Ökosysteme.

„Denn ohne die Top-Räuber würden die Ökosysteme zusammenbrechen. Indem wir Haie und Rochen schützen, investieren wir direkt in die Gesundheit unserer Ozeane und damit auch in die Menschen und Wirtschaftszweige, die von diesen Ökosystemen profitieren.“

Biology, doi: 10.3390/biology14020142

Spannend & Interessant
VGWortpixel