Genanalysen zeigen:

Illegaler Kaviarhandel in Europa weitverbreitet

Robert Klatt

Kaviar - Eines der teuersten Lebensmittel )kcotS ebodAihcuap(Foto: © 

Störe gehören zu den am gefährdetsten Tierarten der Erde. Genanalysen zeigen, dass die Fische zur Kaviargewinnung trotzdem noch immer illegal gefangen werden.

Berlin (Deutschland). Die Eier des Störs, besser bekannt als echter Kaviar, gehören zu den teuersten Lebensmitteln. In Deutschland kosten 100 Gramm je nach Herkunft bis zu 1.000 Euro. Die letzte große Population des Europäischen Hausen Huso huso), Russischem Stör (Acipenser gueldenstaedtii), Sternhausen (Acipenser stellatus) und Sterlet (Acipenser ruthenus) leben in Europa in der Donau.

Die Veränderung der natürlichen Lebensräume durch den Menschen und die starke Ausbeutung haben die Fischarten aber auch dort an die Grenze zur Ausrottung gebracht. Der World Wide Fund For Nature (WWF) zählt den Stör deshalb bereits seit mehreren Jahren zu den am stärksten bedrohten Gattungen der Erde.

Befischung von Stören ist illegal

Seit 1998 sind sämtliche Störarten gemäß dem Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) deshalb als schutzbedürftig eingestuft. Der Fang und Handel mit Stören und Störprodukten, darunter auch Kaviar, ist somit illegal. Überdies wurde im Jahr 2000 ein umfassendes Kennzeichnungssystem für Kaviar etabliert, um den illegalen Handel effektiv zu unterbinden und den Bestand dieser bedrohten Fischarten zu sichern.

Kaviar aus legalen Quellen?

Obwohl es strenge Vorschriften für den Handel mit Kaviar und Störfleisch gibt, existieren zahlreiche Berichte über Wilderei und illegalen Handel aus Ländern, wo Störe heimisch sind, darunter Serbien, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine. Bisher gab es aber keine umfassenden Untersuchungen dazu, wie häufig illegale Störprodukte tatsächlich im Handel angeboten werden.

Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben deshalb genetische und isotopische Analysen von 91 Störfleischproben und 58 Kaviarproben durchgeführt. Die Gene dienten zum Nachweis der verschiedenen Arten und Hybriden. Die Isotopenwerte zeigten, ob es sich um Wildfische oder Zuchtfischen handelt und welche geografische Herkunft die Proben hatten.

Störfleisch und Kaviar aus illegalem Wildfang

Laut der Publikation im Fachmagazin Current Biology zeigt die Isotopenanalyse, dass in den vier zuvor genannten Ländern Störprodukte aus Wildfängen verkauft wurden. Von den untersuchten Proben entstammten insgesamt 31 (21 %) aus den illegalen Wildfang. Die DNA-Analyse zeigt, dass die Proben sämtliche gängige Störarten der Donau enthielten, wobei der Sterlet die häufigste Art war.

Zudem stellte sich heraus, dass 17 der Kaviarproben (29 %) gegen die Umweltschutzbestimmungen, EU-Verordnungen zum Handel mit wild lebenden Arten sowie gegen entsprechende nationale Gesetze verstießen. Vier dieser Proben wurden ohne die erforderlichen Etiketten verkauft, jeweils zwei in Rumänien und Bulgarien.

Unter den in Rumänien verkauften Proben waren elf durch unzutreffend gekennzeichnet. Bei sieben Proben wurde die genetische Art nicht korrekt angegeben, bei drei war der Code für das Herkunftsland falsch und bei einer Probe waren sowohl die Art als auch das Herkunftsland fehlerhaft gekennzeichnet.

Diese Befunde deuten auf eine weitverbreitete Verbrauchertäuschung hin. Besonders auffällig war, dass 25 Proben fälschlicherweise als Wildfänge deklariert waren, obwohl sie aus Aquakulturen stammten. Dies unterstreicht die anhaltende Nachfrage nach Wildfängen von Stören.

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.09.067

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