Robert Klatt
In Grönland wurden 538 Millionen Jahre alte Fossilien von riesigen fleischfressenden Meereswürmern entdeckt, die damals an der Spitze der Nahrungskette standen.
Bristol (England). Ein Großteil der Vorfahren aller großen Tiergruppen entstand vor etwa 540 Millionen Jahren während der Kambrischen Explosion. In diesem geologisch kleinen Zeitraum von „nur“ fünf bis zehn Millionen Jahren entwickelten sich außerdem die Nahrungsketten mit Pflanzen am unteren Ende und fleischfressenden Tieren an der Spitze. Forscher der University of Bristol haben nun eines der ersten fleischfressenden Tiere der Erde entdeckt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Science Advances handelt es sich dabei um fleischfressende Meereswürmer, deren Überreste sie in der Fossilienfundstätte Sirius Passet in Nordgrönland entdeckt haben. Analysen der Fossilien zeigen, dass die Tiere vor 538 Millionen Jahren lebten.
Die fleischfressenden Meereswürmer waren über 30 Zentimeter lang und gehörten damit zu den größten Tieren ihrer Epoche. Ihre Entdecker haben den Raubwürmern deshalb den Namen Timorebestia koprii (Schreckenstiere) gegeben. Laut den Fossilien hatten die Meereswürmer einen langen, flachen Körper mit Schwanz- und Seitenflossen und einen Kopf mit zwei langen Fühlern und einem starken Kiefer.
„Die Timorebestia waren die Giganten ihrer Zeit und standen wohl an der Spitze der Nahrungskette. Das macht sie in ihrer Bedeutung vergleichbar mit einigen der wichtigsten Fleischfresser in modernen Ozeanen, wie Haien und Robben.“
Die Ana versteinerten Mageninhalte von Timorebestia koprii zeigen, dass die Meereswürmer vor allem hartschalige Gliederfüßer der Gattung Isoxys gefressen haben. Es handelt sich bei den Raubwürmern damit um die ältesten bekannten Spitzenraubtiere der Erde. Die Forscher vermuten, dass die Ära der Raubwürmer etwa 10 bis 15 Millionen Jahre andauerte, bis sie von anderen, effizienteren Raubtiergruppen abgelöst wurden.
Ganz von der Erde verschwunden sind die Timorebestia koprii aber wahrscheinlich nicht. Die Forscher gehen davon aus, dass die Pfeilwürmer die Nachfolger sind. Dafür spricht unter anderem ein spezielles Nervensystem am Bauch, das ein einzigartiges anatomisches Merkmal ist und bei anderen Tieren nicht existiert. Die heutigen Pfeilwürmer sind aber deutlich kleiner und ernähren sie sich von Ruderfußkrebsen und Plankton.
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adi6678