Robert Klatt
Die Chromosomenschutzkappen (Telomere) von Hunden mit einer höheren Trainierbarkeit verkürzen sich langsamer. Intelligente, gelehrige Hunde bleiben dadurch körperlich länger gesund.
Wien (Österreich). Im höheren Alter nehmen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden die kognitiven Leistungen und die allgemeine Gesundheit ab. Eine Studie des Instituts für Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat kürzlich gezeigt, dass Menschen mit einer höheren Bildung deutlich länger gesund leben. Nun haben Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob gut trainierbare länger körperlich gesund bleiben.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Plos One haben sie dazu untersucht, wie sich unterschiedliche Lebensstilfaktoren auf die Veränderung der Telomere auswirken. Telomere befinden sich an den Enden der Chromosomen und sind entscheidend für die genomische Stabilität sowie die Zellgesundheit. Weil die Telomere bei jeder Zellteilung kürzer werden, führen sie zur Alterung der Zellen. Wenn eine Mindestlänge unterschritten wird, endet die Zellteilung und es findet keine Erneuerung der Zelle mehr statt.
Studien mit Menschen haben bereits belegt, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen den kognitiven und sozialen Fähigkeiten und der Telomerdynamik besteht. Wissenschaftler der Vetmeduni haben nun erstmals untersucht, ob dies auch auf Hunde zutrifft. Sie haben dazu die Trainierbarkeit der Hunde und ihre Intelligenz anhand von Aufmerksamkeitstests und der Geschwindigkeit, mit der die Tiere Aufgaben erledigen konnten, gemessen.
Zudem haben die Forscher weitere Standardvariablen, darunter Verhaltensfaktoren, das Geschlecht, das Alter, die Ernährung und das Körpergewicht, analysiert. Die abschließende Bewertung wurde mit dem Modified Vienna Canine Cognitive Battery (MVCCB), einem Testverfahren für die kognitiven Fähigkeiten von Hunden, durchgeführt.
Die relative Telomerlänge der Hunde wurde mit der quantitativen Polymerase-Kettenreaktion (qPCR) erfasst. Anschließend konnten die Wissenschaftler bestimmen, welche Faktoren die Telomerdynamik beeinflussen. Sie fanden so heraus, dass die Trainierbarkeit eines Hundes seine Telomerveränderung stark beeinflusst.
„Die Trainierbarkeit war der beste Vorhersagefaktor für die Telomerveränderung, wobei wir sogar eine Verlängerung der Telomere beobachten konnten. Dies deutet darauf hin, dass eine höhere Trainingsfähigkeit die Telomerdynamik bei alternden Hunden positiv beeinflusst und Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährung und andere kognitive Parameter weniger wichtig sind.“
Die Wissenschaftler haben zudem entdeckt, dass die Trainierbarkeit eines Hundes durch den Alterungsprozess kaum beeinflusst wird und auch im hohen Alter auf einem konstanten Niveau verbleibt.
„Das legt die Vermutung nahe, dass die Telomerdynamik bei Hunden eher von einer sozialen Eigenschaft wie der Trainierbarkeit als vom Alter abhängt.“
Plos One, doi: 10.1371/journal.pone.0317332