Robert Klatt
In Höhlensedimenten aus Nordvietnam wurde eine Landschnecke entdeckt, deren Schalenhöhe nur 0,46 bis 0,57 Millimeter beträgt.
Frankfurt am Main (Deutschland). Ein Team um Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut hat in Höhlensedimenten aus Nordvietnam die Schneckenart Angustopila psammion entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Contributions to Zoology handelt es sich dabei um die kleinste bekannte Landschnecke der Erde. Der Durchmesser der Tiere liegt im Mittel nur bei einem halben Millimeter. Sie sind damit kleiner als ein durchschnittliches Sandkorn. Überleben können die winzigen Schnecken, weil sie für Fressfeinde praktisch unsichtbar sind.
Die Schalenbreite liegt bei 0,60 bis 0,68 Millimeter, der Durchmesser der Schalenhöhe bei 0,46 bis 0,57 Millimetern. Angustopila psammion ist damit deutlich kleiner als Angustopila dominikae und Acmella nana. Angustopila psammion, ein Verwandter der kleinsten Landschnecke, wurde bereits 2015 in China entdeckt. An der dicksten Stelle ist sie 0,86 Millimeter breit. Acmella nana wurde ebenfalls 2015 entdeckt. Die auf Borneo beheimatete Landschnecke ist zwischen 0,5 und 0,79 Millimeter dick.
Die drei bekannten sehr kleinen Landschnecken werden noch von der Ammoniceras minortalis unterboten. Diese wurde bisher an den Ostküsten Mexikos und der U.S.A. und in Kuba im Wasser gefunden. Ammoniceras minortalis wird nur 0,34 bis 0,46 Millimeter groß.
Laut den Wissenschaftlern liegt das evolutionäre Geheimnis der Schneckenart Angustopila psammion darin, dass diese aufgrund ihrer minimalen Größe noch ausreichend Platz und Nahrung in Nischen findet, dir für andere Tiere zu klein sind. „Aufgrund ihrer Größe können sie sowohl in engen Räumen nach Nahrung suchen als auch Nahrungspartikel fressen, die für größere Tiere nicht interessant sind“, erklärt Adrienne Jochum.
Während ihrer Expedition entdeckten die Forscher in Nordlaos eine weitere ungewöhnliche Schneckenart. Die sogenannte Mistsammler-Schecke Angustopila coprologos ist ebenfalls mit 0,49 bis 0,58 Millimetern sehr klein. Besonders an ihr ist überdies, dass sie ihr Gehäuse mit Kotkörnern schmückt. Diese ordnet die Schnecke in radialen Mustern an.
Als Grund dafür vermuten die Entdecker, dass die Körner zur Tarnung oder Partnererkennung dienen. Alternativ könnten die Körner aber auch wie ein Schwamm Feuchtigkeit konservieren und so verhindern, dass die Schnecke zu schnell austrocknet.
Contributions to Zoology, doi: 10.6084/m9.figshare.17143946