Robert Klatt
Korallenriffe sind global stark bedroht. Eine Restaurierung ist zumindest bei mechanisch zerstörten Riffen aber möglich.
Exeter (England). Die meisten Korallenriffe sind durch lokale Belastungen und die hohe Wassertemperatur bedroht. Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) deuten zudem darauf hin, dass es 2024 zur vierten Korallenbleiche in den letzten 25 Jahren kommen könnte. Eine Studie der University of Exeter zeigt nun, dass mechanisch beschädigte Korallenriffe neu „angepflanzt“ werden können.
Laut der Publikation im Fachmagazin Current Biology haben die Forscher um Ines Lange ein Korallenriff in Indonesien untersucht, in dem vor 30 bis 40 Jahren destruktives Sprengfischen erfolgt ist. Die regelmäßigen Detonationen haben das Gestein, auf denen die Korallen wuchsen, zerstört. In den folgenden Jahrzehnten haben sich deshalb keine neuen Korallen angesiedelt und das Riff konnte sich nicht selbst erholen.
Das Mars Coral Reef Restoration Programme hat deshalb zahlreiche Stahlkonstruktionen mit einer Sandoberfläche im zerstörten Korallenriff installiert. Die Stahlkonstruktionen verhindern, dass das zertrümmerte Gestein sich über den Meeresboden bewegt und soll somit dabei helfen, dass sich neue Korallenpolypen ansiedeln können. Anschließend haben die Forscher auf den Stahlkonstruktionen Korallenteile verpflanzt.
In den folgenden Jahren wurde die Karbonatbilanz regelmäßig erfasst. Diese wird durch das Wachstum von Korallen, die Kalkgerüste aufbauen und Schäden an den Korallen, die dafür sorgen, dass Kalk wieder in das Meerwasser freigesetzt wird, beeinflusst. Eine positive Karbonatbilanz zeigt somit, dass das Korallenriff wächst. In den vier Jahren nach der Restaurierung hat sich das Karbonatbudget verdreifacht. Laut den Forschern liegt dies auf dem Niveau von gesunden Korallenriffen und belegt, dass die Korallenstöcke stetig wachsen.
„Die Geschwindigkeit der Erholung, die wir gesehen haben, ist unglaublich.“
Im Vergleich zu natürlichen Korallenriffen besteht die Zusammensetzung des renaturierten Korallenriffs vor Sulawesi aber aus deutlich weniger Arten. Die Forscher haben hauptsächlich verzweigte Korallen verwendet, die das Ökosystem nun dominieren. Anderen Korallentypen, die empfindlicher sind, sind hingegen kaum vorhanden.
Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.02.009